Physiotherapeuten „missbraucht“ – Oder: versteckte Pharma-Werbung im Internet

Sie leiden an einer chronischen Erkrankung mit den entsprechenden Beschwerden?

Und darum wollen Sie sich jetzt auch einmal Rat im Internet holen? Denn es besteht die Möglichkeit, sich über Blogs und Foren mit Leidensgenossen auszutauschen und hier die eine oder andere Idee zu bekommen, was man selber tun könnte.

Oder aber man sucht nach entsprechenden „Experten-Ratgebern“, die möglicherweise eine gute Ergänzung zum eigenen Arzt abgeben.

Als Leser erwartet man auf jeden Fall Hilfe und Ratschläge, deren Absicht es ist, dem Leser weiterzuhelfen. Wie es heute aussieht, schleicht sich in diese Experten-Seiten eine Kultur von Ratgebertum ein, deren Interessenlage nicht von vornherein offensichtlich ist…

Beispiel gefällig?

Der Focus im Fokus

Ein Beispiel bringt Focus-online und sein hilfreicher Beitrag, wenn es um Arthrose geht (focus.de/gesundheit/ratgeber/gelenkschmerzen/physiotherapie-lindert-arthrose-tipps-wie-sie-den-richtigen-therapeuten-finden_id_7617846.html): Physiotherapie lindert Arthrose: Tipps, wie sie den richtigen Therapeuten finden.

Ein hilfreicher Beitrag? Ja, aber für wen?

Bei diesem Beitrag springt als erstes das Firmenemblem der Firma Sanofi ins Auge. Und der sich sofort einstellende Gedanke, dass es bei der folgenden Diskussion in erster Linie um die Belange dieser Firma geht, wird in der Folge dann auch bestätigt. Klar: Ganz oben sehen wir ja auch: „gesponsert“.

Im Artikel wird der hilfesuchende Leser mit einer Reihe von Tipps versorgt, die vordergründig nicht uninteressant sind:

  • Wie finde ich den richtigen Therapeuten?
  • Woran erkennt man eine gute Therapie?
  • Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Spätestens hier hat man bei der Beantwortung der letzten Frage den Leser im firmeneigenen Boot. Denn Sanofi bietet eine Möglichkeit an, Arthrose zu therapieren, und zwar mit hochmolekularer Hyaluronsäure.

Ich hatte zum Einsatz von Hyaluronsäure diesem Beitrag gebracht: Hyaluronsäure | Wirkung – Anwendung und Nutzen.

Wenn Sie meinen Hyaluronsäure-Artikel gelesen haben, dann werden Sie zwei Dinge feststellen. Erstens finden Sie auf meiner Seite kein Firmenemblem und entsprechende Links und Verweise auf entsprechende Produkte – höchstens den Platz für die Google-Anzeige, auf die ich aber keinen Einfluss habe…

Zweitens empfehle ich die Behandlung mit Hyaluronsäure nur unter bestimmten Voraussetzungen, auf keinen Fall aber als eine allein seligmachende Therapieform. Ich erwähne in diesem Beitrag darüber hinaus, dass es Therapieformen gibt, die besser wirken als Hyaluronsäure, gleichgültig ob es sich hier um niedermolekulare oder hochmolekulare Varianten handelt.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter „Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.“ dazu an:

Endlich kommt die Pharmafirma „ordentlich“ zu Wort

Nachdem also der Focus-Beitrag der Vollständigkeit halber (und zu Beginn des Beitrags von Sanofi unabhängige Therapiemöglichkeiten aufgezählt hat), kommt in der zweiten Hälfte des Beitrags die Firma endlich deutlich und ausschließlich zu Wort. Es hagelt an Links zu weiterführenden Webseiten.

Es handelt sich hier um weitere Beiträge von Focus über das Thema Arthrose. Sollte Ihr Internet Browser über keinen Ad-Blocker (blockiert Werbung auf Webseiten) verfügen (oder selbiger abgeschaltet sein), dann sehen Sie über und neben dem eigentlichen Artikel Werbung der Firma Sanofi für deren Hyaluronsäure-Produkt.

Es gibt sogar Videoclips von Sanofi, die in den Artikeln eingebettet sind, die die alternativlosen Vorteile der Behandlung mit Sanofi-Produkten demonstrieren (focus.de/gesundheit/ratgeber/gelenkschmerzen/hyaluronsaeure-therapie-diagnose-arthrose-mit-diesem-langfristigen-ansatz-bekaempfen-sie-den-schmerz_id_6756889.html). Und damit nicht genug: damit kein Leser ungeschoren nach Hause gehen kann, gibt es auch noch einige Links, die auf die Sanofi Webseite in Sachen Hyaluronsäure verweisen.

Auf diesen Seiten werden wir von Personen angestrahlt, die aufgrund ihres jungen Alters und der augenscheinlichen körperlichen Verfassung überhaupt keine Arthrose-Patienten sein können. Macht es wirklich so viel Spaß, an Arthrose zu leiden? Die Legoland-Webseiten (fit-und-mobil.info und synvisc.de) von Sanofi jedenfalls geben Grund zu dieser Vermutung!

Korrektur

Ich sprach in der Überschrift von „versteckter Werbung“ im Internet. Ich vermute seit sehr langer Zeit, dass Pharmafirmen Patientenblogs und Foren infiltrieren, um die Diskussionen auf Therapieformen zu lenken, bei denen sie ihre Produkte unterbringen können. Oder von Firmen lancierte patientenorientierte Webseiten, deren einziges Bestreben es ist, Patienten von bestimmten Produkten zu überzeugen unter dem Vorwand, diese Produkte und keine anderen würden dem Patienten helfen können.

In meinem Beitrag zur Multiplen Sklerose gehe ich auf einige Webseiten ein, die vordergründig ebenfalls als „Ratgeber“ daherkommen, hinter denen aber jeweils eine Pharmafirma steckt.

Der Focus-Beitrag zeigt eine neue Dimension dieses Vorgehens auf. Das Wort „versteckte“ Werbung ist hier überhaupt nicht berechtigt. Vielmehr trifft der Begriff „offensichtliche“ Werbung offensichtlich zu. Denn dieser Beitrag, und andere Arthrose-Beiträge von Focus, sind die reinste Werbeveranstaltung für Sanofi.

Sogar mein Ad-Blocker blockierte die im Text enthaltenen Links zu den Sanofi-Webseiten, weil er sie als Werbung erkannt hatte. Es wird unverhohlen Werbung per Anzeige für Sanofi-Produkte (und kein anderes) gezeigt. Das Sanofi-Firmenlogo prangt stolz auf der Kopfseite der Webseite, als wenn die Seite dem Leser von Beginn an zeigen wollte, dass dies hier eine Sanofi-Veranstaltung ist.

Keine Frage: Werbung ist legitim, wenn Sie als solche klar ersichtlich ist. Bei zahlreichen Webseiten die im Netz herumgereicht werden habe ich da gravierende Bedenken: Keiner weiß so recht, wer da eigentlich schreibt und mit welcher Interessenlage. Übrigens aus diesem Grund prangt ja auch über allen meinen Webseiten mein Gesicht und mein Name, damit die Leser sofort wissen, von wem das kommt.

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In eigener Sache – Teil 2

Aus diesem Beispiel können „wir“ zwei Sachen lernen:

Erstens: Die sogenannten Experten-Webseiten sind nicht immer hilfreich für den Leser, der um Rat sucht, sondern meist für den Schreiber, der durch Interessen beeinflusste Ratschläge verbreitet, für die er dann gut bezahlt wird. Bei mir finden Sie ausser den erwähnten Google-Anzeigen keine gesponsorten Artikel und keine versteckte Werbung für irgendwas.

Zweitens: Genau dies ist der Grund, warum Sie bei mir nur in Ausnahmefällen Empfehlungen für Produkte bekommen. Und diese seltenen Empfehlungen mache ich nicht, weil der/die Hersteller mich dafür fürstlich entlohnt hat/haben, sondern weil ich durch eigene Erfahrungen zu diesem Ergebnis gekommen bin.

Wenn ich bestimmte Produkte empfehle, dann tue ich dies, weil ich persönlich damit gut Erfahrungen gemacht habe und diese auch meinen Patienten in der Praxis empfehle. Meine Unabhängigkeit und das von Ihnen in mich gesetzte Vertrauen in meine Ratschläge und Beiträge sind ungleich mehr Wert. An dieser Stelle mal ein ganz dickes DANKE an sie alle!

Fazit

Es ist erschreckend zu sehen, wie schamlos inzwischen angeblich renommierte Magazine eine Berufsgruppe als Vorwand (hier die Physiotherapeuten), sowie die Not von Patienten nutzen, um damit ihren Schnitt zu machen.

Wo früher alles noch wenig offensichtlich über anscheinend ernstzunehmende Diskussionen und Ratschläge verlief, die dann von hinten durch die Brust ins Auge zum eigentlichen Thema vordrangen – das zu bewerbende Produkt der Pharmaindustrie – hat der Focus (und andere auch schon?) sich entschlossen, das Feigenblatt zu entfernen und gleich eine offensichtliche Werbeveranstaltung für eine Pharmafirma ins Netz zustellen.

Fazit vom Fazit: Bleiben Sie gesund, sonst geht es Ihnen schlecht… und den Ärzten, der Pharmaindustrie und den Werbeblättchen gut.

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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den „5 Wundermitteln“ ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…

Beitragsbild: fotolia.com – Juergen Flaechle

René Gräber

René Gräber

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3 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Avatar

    Ihre Themen sind super. Bin jetzt nur zu
    müde um mich weiter zu äußern.
    Danke für die guten Informationen.
    mfg
    Leni Honecker

  2. Avatar
    Ulrike Böttcher

    2. Januar 2018 um 12:53

    Vielen Dank für den tollen und aufklärenden Artikel.

    Ich werde den Artikel meinen Patienten weiterempfehlen, da ich es sehr oft erlebe, daß Patienten nach dem Lesen in diversen (werbegesponsorten) Foren oder aus solchen werbebegeleiteten Quellen wie oben beschrieben, alles bestellen und einnehmen.

    So sehr das Internet auch bei der Aufklärung helfen kann, man muß trotzdem aufpassen, daß die Informationsquellen möglichst unabhängig sind!

  3. Avatar

    Art 133 Grunzgeschwätz sagt unverblümt, was dieser sog. „Staat“ mit der illegalen Staatsschauspieltruppe in Berlin ist. Die interessieren sich ungemein für „kleine Bitten“, Petitionen, der Sklaven.

    Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
    Art 133
    Der Bund tritt in die Rechte und Pflichten der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes ein.
    dejure.org/gesetze/GG/133.html

    Worum gehts im seit 1990 zusammengelegten Wirtschaftsgebiet? Um den Produktionsfaktor Mensch – Human Ressources – und Tier. Ausplündern, ausbluten, und weg damit. Für Nachschub ist fleißig gesorgt…
    Hosenbund? Blumenbund? Schlüsselbund?
    de.wikipedia.org/wiki/B’nai_B’rith
    bnaibrith.org/about-us.html

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