Wenn die Pharmaindustrie zum Doktor muss

Ich sprach neulich mit einem Arzt, der sich fürchterlich aufgeregt hatte.

Worüber?

Da hat es einen Kollegen gegeben, der von einem Interessensverband von Eltern von impfgeschädigten Kindern bezahlt worden sei, mit dem Ziel zu behaupten, dass Autismus und Impfung in einem kausalen Zusammenhang stehen (darüber hatte ich auch in meinem Artikel: „Autismus durch Impfung?“ berichtet).

Fröhlich berichtete er mir, dass dieser Schandfleck von Kollege darob aus dem Olymp der Halbgötter-in-Weiß ausgestoßen wurde, und von nun an sein Leben als Gemeiner unter Gemeinen zu verbringen hat.


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Wenn ich also Geld für Vorträge annehme, das von Quellen kommt, die irgendwelche Interessen zum Ausdruck bringen wollen, dann bin ich nicht würdig als integerer Mediziner angesehen zu werden. Das klingt im ersten Moment wirklich paradiesisch und danach, dass Mediziner im Normalfall unbestechliche Helfer zur Erhaltung der Gesundheit sind. Wie schön!

Die tägliche Praxis in der fortschrittlichen industrialisierten Welt im medizinisch-pharmamarketologischen Bereich sieht jedoch so aus: Es gibt eine ganze Heerschar von Medizinern, die die neuesten Errungenschaften der Pharmaindustrie zum Besten gibt. Und diese Mediziner kommen offensichtlich nicht von der Wohlfahrt, denn sie verdienen, wie ProPublica in Erfahrung bringen konnte, in den USA selten unter 200.000 Dollar im Jahr.

Da fragt man sich, warum diese Mediziner nicht sofort aus dem Olymp rausgeschmissen werden wie der bedauernswerte Kollege, der sich gegen die Impfungen ausgesprochen hatte und dafür (angeblich) bezahlt worden ist?

Die Antwort ist verblüffend einfach: Es ist nicht die Bezahlung, die zählt, sondern auf wessen Seite ich stehe. Wenn ich auf der falschen Seite stehe, wird mir heuchlerisch die Bezahlung zum Verhängnis, während die, die auf der richtigen Seite stehen, mit Geld erschlagen werden, ohne dass ein Hahn danach kräht.

Unter den integeren und ehrlichen Ärzten, von denen es immer noch reichlich gibt, werden solche pharmakoisierten Kollegen zuweilen auch „Mietmäuler“ genannt. Sie sind Automaten, die auf Knopfdruck bzw. nach Scheckeinwurf alles das sagen, was der Zahlende erzählt haben will. Der Unterschied zwischen einem guten und einem nicht so guten Mietmaul ist, ob es vom Blatt abliest oder ob es so schauspielern kann, dass jeder Zuhörer glaubt, dass der Vortragende selber davon überzeugt ist.

Was auch immer, es handelt sich auf jeden Fall um medizinisches Hollywood. „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ – ein Spruch, der nicht extra für diesen Sachverhalt erfunden worden ist.

Aber gehen wir doch mal in die USA: Hier findet man unter den Mietmäulern „big-time“ Spezialisten und solche, die keiner kennt, die sich aber durch ihre Vortragstätigkeit einen Namen machen (wollen). Und da ist der Andrang nicht gerade mittelmäßig. Es gibt, laut ProPublica, allein 43 Ärzte, die mehr als die oben erwähnten 200.000 Dollar im Jahr verdienen, und das neben ihrer Tätigkeit als Arzt, was nun wirklich alles andere als ein Taschengeld ist.

Die Firmen, die sich um die Mietmäuler reißen, sind Firmen wie GlaxoSmithKline, AstraZeneca, Eli Lilly and Co., Pfizer, Cephalon, Merck & Co. and Johnson & Johnson, also mit einigen alten Bekannten aus der deutschen Pharmalandschaft.

Aber nach welchen Kriterien werden diese Hollywood-Stars der Pharmaindustrie ausgesucht?

Weniger als die Hälfte sind Beauftragte von akademisch-medizinischen Zentren oder haben einen Ruf als bekannte Meinungsbildner in ihrem Spezialfach. Der Rest ist ein Sammelsurium von Ärzten mit praktisch nicht vorhandenem Bekanntheitsgrad, obwohl es im Zeitalter des Internets eine Reihe von Möglichkeiten für Ärzte gibt, sich mit Rat und Tat auf Webseiten, Blogs, Foren etc. einen (zumindest) bescheidenen Namen zu machen. Aber auch hier Fehlanzeige. . .

Elf der 43 amerikanischen Ärzte hatten eine „board certification“ (Facharzt) in den begrenzten Bereichen der Endokrinologie, was ein Tummelplatz für die Pharmaindustrie ist, da hier der Milliardenmarkt für Diabetes und andere Erkrankungen ist. Die nächst größere Gruppe von Ärzten, acht an der Zahl, haben keinerlei Fachkompetenz, obwohl sie über spezifische Erkrankungen und Behandlungen referieren.

Nur drei der amerikanischen Mietmäuler sind Frauen, alles Endokrinologen. Und mehr als die Hälfte mietmault für zwei oder drei Pharmafirmen zur gleichen Zeit. Aber es gibt auch solche, die gleich für fünf verschiedene Firmen plappern.

Aber ist es in Deutschland ganz anders?

Wer das glaubt, der ist gut beraten, auch an den Weihnachtsmann und den Osterhasen zu glauben. Oder aber an den Klapperstorch, der die Kinder bringt, da bei seiner Rückkehr aus dem warmen Süden sich auch die Geburtenrate statistisch signifikant erhöht…

Mehr zum Thema habe ich bereits in zahlreichen Artikel geschrieben:

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René Gräber

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2 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Avatar
    walter pautke

    3. Februar 2015 um 20:48

    Sehr gute Info
    BESTEN DANK
    W PAUTKE

  2. Avatar

    Besten Dank für die Aufdeckung solch unwürdiger Hintergründe (mir längstens bekannt) – es muss aber an die Öffentlichkeit und die Menschen müssen dringend hinterfragen, was die „Götter in weiß“ ihnen so alles erzählen.

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