Finanzinvestoren übernehmen Arztpraxen!

Es geschah im verborgenen Schatten hinten der alles überragenden Pandemie. Finanzinvestoren haben sich in Deutschland Hunderte von Arztpraxen unter den Nagel gerissen. Ihre Gier nach Profit hat Folgen: für die Ärzte und vor allem für die Patienten.

Schon seit längerer Zeit haben Investmentfirmen den deutschen Gesundheitssektor, insbesondere die Arztpraxen als Renditeobjekte auserkoren. Der Fokus des Interesses konzentriert sich zurzeit auf die Augenheilkunde. Panorama fand heraus, dass inzwischen über 500 deutsche Augenarztpraxen in das Eigentum internationaler Finanzfirmen übergegangen sind. Die Schätzung besagt, dass in etwa 20 Prozent der ambulant tätigen Augenärzte für ganze Ketten von Investoren ihren Dienst tun.

Ein öffentlich einsehbares Register darüber, welche Arztpraxen von dieser „Krankheit betroffen“ sind, gibt es nicht, sehr wohl gab es aber 2019 im Bundestag einen Antrag der Linken, ein solches Verzeichnis einzuführen, damit die offensichtlichen Kapitalinteressen im Gesundheitswesen transparent werden. Doch SPD, Union, FDP und auch die AfD haben das abgelehnt, einzig die Grünen enthielten sich.

Jede Woche kommen mehrere weitere Praxen unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen „unter die Haube“ von Finanzjongleuren.

So hat zum Beispiel ein Finanzinvestor aus London über einen Luxemburger Fonds in Schleswig-Holstein sogleich mehrere regionale Verbünde aufgekauft, die er zu einer Kette namens „Sanoptis“ verknüpfte. Sogar im Bayerischen Augsburg hat diese Kette bereits eine Art Monopolstellung erlangt. Anfragen zur Anzahl der gekauften Praxen, Operationen oder gar zum Umsatz beantwortet Sanoptis „grundsätzlich“ nicht.

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Renditen bis 20 Prozent

Möglich sind solche Margen durch ständigen Zukauf von Praxen, die in den Konzern integriert werden, um sie ein paar Jahre später gemäß der bekannten Wirtschaftsstrategie „Buy-and-Build“ (Kaufe-und-Wachse) gewinnbringend zu verkaufen. Außer auf Augenarztpraxen haben sich Investoren auch vermehrt auf diese Fachrichtungen gestürzt:

  • Allgemeinmedizin
  • Dentalmedizin
  • Radiologie
  • Orthopädie
  • Gynäkologie
  • Innere Medizin mit einem Fokus auf Nierenfachärzte

Vor allem Operationen bringen Kohle ein

In dem neuen System wächst der wirtschaftliche Druck auf die Ärzte, die an einem stetigen Fluss von Geld aus der Solidargemeinschaft an die Spekulanten mitwirken müssen. Die vielen Augenärzte, mit denen Panorama diese Situation erörtert hat, liefern nahezu deckungsgleiche Berichte ab.

Da geht es zum Beispiel um die Bewerbung von unzähligen Zusatzleistungen, die die Patienten dann privat bezahlen müssen. Den Gipfel bildet die OP des Grauen Stars. Hierbei war und ist die „Stückzahl“ unbedingt zu maximieren.

Kapitalismus ist im Gesundheitswesen grundsätzlich fehl am Platz

Die finanzstarken Ketten haben die Preise längst „versaut“. Sie sind in der Lage, für Arztsitze extrem hohe Mieten und Investitionskosten zu tragen. In der Folge sind junge Mediziner gar nicht mehr in der Lage, in Ballungsgebieten eine eigene, unabhängige Niederlassung zu gründen.

Eine Zahnärztin gab zu, dass sie dem Druck des Investors damit begegnete, verschiedene Behandlungen zu beginnen, die eigentlich noch nicht notwendig waren. Unter anderem bohrte sie gesunde Zähne an. Der Auftrag war, so viel wie möglich bei den Krankenkassen abzurechnen. Für den seltenen Fall einer Nachfrage habe sie sich bereits Begründungen zurechtgelegt.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat deshalb das IGES-Institut mit einer Studie beauftragt, die 2020 vorgelegt wurde. Darin wird eindeutig bestätigt, dass die investorengeführten Ketten darauf abzielen, „vermehrt betriebswirtschaftlich attraktive Leistungen“ zu erbringen. Zu diesem Ergebnis hat unter anderem eine statistische Auswertung der Abrechnungsdaten geführt.

Dasselbe IGES-Institut hat ganz ähnliche Untersuchungen für die Medizinbereiche Augenheilkunde, Gynäkologie und Innere Medizin vorgenommen mit dem Ergebnis, dass auch hier stets jene Praxen, deren Eigentümer Finanzinvestoren sind, überhöhte Kostenabrechnungen vorlegen.

Das Bundeskartellamt machte zum Thema so richtig Mut mit seiner zurückhaltenden Aussage, dass das Amt sehr wohl eine Sektoruntersuchung einleiten könne, wenn sich Hinweise darauf verdichten sollten, dass einzelne Unternehmen in bestimmten Regionen eine marktbeherrschende Stellung einnehmen, die zu steigenden Preisen und nachweislich schlechterer Patientenversorgung führt. Mit anderen Worten: Der Staat hat überhaupt kein Interesse daran, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen.

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Beitragsbild: fotolia.com – juergen flaechle

Dieser Beitrag wurde am 19.04.2022 erstellt.

René Gräber

René Gräber

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3 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Avatar

    Das gleiche System geschieht bei Tierarzt Praxen. Die Investoren kaufen Kliniken und Praxen auf um die Tierbesitzer abzuzocken.

  2. Avatar

    Wer sind diese Investoren?

  3. Avatar

    Ob es Sinn machen würde, meine Krankenkasse mit dem Thema zu konfrontieren und zu „fordern“, dass man eine regionale Liste der Ärzte bekommt, die garantiert nicht vereinnahmt worden sind?

    Antwort René Gräber:
    Ich meine, dass dies keinen Sinn macht. Sie würden dort nur „Unverständnis“ ernten und einen Eintrag in ihre Akte riskieren.

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