PFAS: Wird das EU-Verbot etwas bewirken?

Tod durch Medikamente

Per- und polyfluorierte Alkyl-Substanzen (PFAS) stellen ein erhebliches Risiko für Mensch und Umwelt dar. Ein Verbot der Verbindungen könnte in der EU 2025 kommen. Doch wann verschwinden die „Ewigkeits-Chemikalien“ endgültig aus der Nahrungskette?

PFASs sind Kunststoffe, die Fluor enthalten. Rund 10.000 dieser Polymere (Ketten-Moleküle) hat der Mensch bisher „erfunden“ und in die Umwelt freigesetzt. Als wasser- und fettabweisende Beschichtungen in Kleidung und Kochgeschirr, To-Go-Bechern und Pommesschalen sowie Kosmetik-Produkten „bereichern“ sie unseren Alltag.

Unverzichtbar scheinen PFASs bei vielen weiteren technischen Anwendungen in Autos, Flugzeugen, Akkus und Pflanzenschutzmitteln. Dem Nutzen steht offensichtlich ein enormes Risiko-Potenzial gegenüber (PFAS: Erforschung der Neurotoxizität und Umweltauswirkungen).

Die Verschmutzung der Umwelt mit PFASs hat horrende Ausmaße erreicht. Selbst in entlegenen Weltmeeren wie dem arktischen Ozean sind sie zu finden, wo die Chemikalien in die Nahrungskette geraten (PFAS fließen gleichmäßig zwischen Arktischem und Atlantischem Ozean).

Die Plastik-Verbindungen kursieren in einem Kreislauf, aus dem sie, wenn überhaupt in historischen Zeiträumen, kaum wieder verschwinden. Denn Fluor geht sehr feste Bindungen ein, weswegen PFASs die stabilsten Kunststoffe von allen sind.

Daher widerstehen sie auch starker Hitze und eignen sich  in Gestalt des Teflons für Pfannenbeschichtungen. Die Resistenz gegen Zersetzung hat den fluoridierten Kunststoffen den Begriff „Ewigkeits-Chemikalie“ eingebracht.

Wissenschaftler warnen vor der Ewigkeits-Chemikalie

Schon lange haben Toxikologen Alarm geschlagen. PFASs beeinträchtigen die Immun- und Schilddrüsen-Funktion, schädigen die Leber, bringen den Fettstoffwechsel durcheinander, und fördern Krebs, Diabetes sowie Nierenerkrankungen.

Auch die Fruchtbarkeit leidet unter der Kontamination mit den Fluor-Verbindungen und sogar den Fetus erreichen die Chemikalien. PFASs überwinden die Plazenta-Barriere und behindern eine einwandfreie Entwicklung des Nervensystems beim werdenden Baby.

Inzwischen sind wir wohl alle mit den krankmachenden Toxinen kontaminiert (Environmental impacts, exposure pathways, and health effects of PFOA and PFOS). Wie hoch die Belastung bereits vor Jahren war, zeigt eine Studie über entsprechende Blutwerte bei Kindern und Teenagern: Per- and polyfluoroalkyl substances in blood plasma – Results of the German Environmental Survey for children and adolescents 2014–2017 (GerES V)

In einer Zusammenschau über die Risiken (Per- and Polyfluoroalkyl Substance Toxicity and Human Health Review: Current State of Knowledge and Strategies for Informing Future Research) beklagen Wissenschaftler jedoch, dass solche Nachweise über die Gefahren durch PAFSs stets nur einzelne Verbindungen betreffen können.

Die besonders stark gesundheitsgefährdenden PFASs scheinen allerdings Perfluoroctanosäure und Perfluoroctan-Sulfonat zu sein. Aber auch der „Rest“ der Stoffklasse ist ganz sicher nicht harmlos.

Deshalb stehen schon lange Forderungen im Raum, PFASs zu verbieten. Dabei soll ein Trick der chemischen Industrie endlich ausgehebelt werden: Wird ein bestimmter Stoff verboten, wird  einfach eine ähnlich wirkende und ähnlich schädliche Verbindung synthetisiert, die dessen Platz einnimmt.

In der EU könnte eine ganze Stoffklasse verboten werden

Einzelne Hersteller von Textilien werben inzwischen mit dem Label „PFAS-frei“. Diese Angebote sind aber derzeit fast nur in Westeuropa in den Regalen, während in Osteuropa und anderen Kontinenten weiter kräftig fluoriert wird. Die Initiative der Produzenten von Outdoor-Kleidung zeigt aber, dass es durchaus alternative Hilfsstoffe gibt. Dazu zählen die bisher als gesundheitlich unbedenklich geltenden Polypropylene und Polyurethane.

Deutschland, die Niederlande, Dänemark, Schweden und Norwegen reichten 2023 einen  Antrag bei der Europäischen Chemikalienagentur ein, die Verwendung der PFASs erheblich einzudämmen. Dabei soll es erstmalig eine komplette Substanz-Klasse „erwischen“, um  Ausweich-Strategien der Industrie zu blocken.

Doch es sind teils sehr großzügige Übergangsfristen von anderthalb bis 12 Jahren vorgesehen. Das soll der Industrie Zeit geben, Alternativen zu entwickeln. Sehr schwierig gestaltet sich der Ersatz von PFAS wohl in der Medizintechnik, wo die Fluor-Kunststoffe in Implantaten, Dialyse-Apparaten und Inkubatoren eingesetzt werden.

Daher sind für solche Bereiche „fristfreie“, quasi ewige „Übergangsfristen“ für die Ewigkeits-Chemikalie vorgesehen.

Nicht ewig, aber auch viel Zeit braucht die EU für Entscheidungen

Ob die Initiative der fünf EU-Nationen die PFAS-Belastung von Mensch und Umwelt reduzieren kann, bleibt offen. Wenn das der Fall sein sollte, dann wohl frühestens 2025. So viel Zeit muss man der EU-Bürokratie wohl geben.

Und auch, wenn PFASs nur noch sehr begrenzt zur Anwendung kommen, dürften wir das erst sehr viel später merken. Denn im ökologischen Kreislauf hält sich die Ewigkeits-Chemikalie noch lange. Ob wir es noch erleben, dass die Gefahrstoffe praktisch verschwinden? Wie sagt man so „schön“. „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

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Beitragsbild: 123rf.com – Andrea Obzerova

 

 

 

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