Die Profite der Kaffee-Konzerne basieren auf der Armut der Kaffeebauern. Ungerecht. Klar. Und wir werden auch nicht alle Ungerechtigkeiten beseitigen können. Aber wir können bei vielen Themen etwas tun: und zwar durch unser Kaufverhalten. Aber eins nach dem anderen…
Multinationale Kaffeeketten ergötzen sich an Milliardengewinnen, gleichzeitig werden die Kaffeebauern in Lateinamerika immer ärmer. Dass die Großkonzerne deren Hilfeflehen in ihrem entfesselten Kapitalismus nicht wahrnehmen mögen, wundert kaum jemanden, aber bei dieser grenzenlosen Ausbeutung von Menschen sollte jedem der Kaffee im Hals stecken bleiben…
Des einen Freud ist des anderen Leid
Auf der einen Seite stehen die gravitätischen Gewinnbilanzen der marktbeherrschenden Unternehmen Tchibo, Starbucks oder Nestlé, auf der anderen Seite prangert die unsägliche Not der Kaffeebauern den durch nichts mehr zu rechtfertigenden, polarisierten Zustand der Menschheit an.
Im Geschäftsjahr 2017 erzielte allein Starbucks einen Reingewinn von knapp 3 Milliarden US-Dollar. Dies wurde vor allem durch eine sehr einfache Geschäftsidee erreicht: Mit billigen Zutaten wie Karamell oder Soja-Milch lässt sich Kaffee exorbitant teuer verkaufen.
Von den Gewinnen wird aber grundsätzlich kein einziger Cent an die Kaffeeproduzenten weitergereicht. Ganz im Gegenteil: Für die Kaffeebohnen wird immer weniger bezahlt.
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Tatsächlich befinden sich die Kaffeepreise seit Jahren schon im freien Fall. Gegen Ende des Jahres 2016 kostete die Sorte „Arabica kolumbianisch mild“ knapp 178 Cent pro Pfund, nur ein Jahr später wurde ein solches Pfund Kaffee nur noch mit 144 Cent aufgewogen, ein Rückgang von fast 20 Prozent innerhalb eines Jahres. Im September 2018 bekam der Kaffeeproduzent keine 126 Cent mehr.
Einige Kaffeesorten stehen heute auf dem tiefsten Stand seit zwölf Jahren. Zwar haben relativ große Ernten zu einem erhöhten Angebot beigetragen, aber es sind vor allem die Börsen-Spekulanten, die die Preisschraube immer tiefer und schmerzhafter ins Fleisch der Hersteller bohren.
Juan Orlando Hernández ist der Präsident von Honduras, einem kleinen Land in Mittelamerika mit knapp 9,3 Millionen Einwohnern. Er beklagte kürzlich vor den Vereinten Nationen zu Recht, dass die zu niedrigen Kaffeepreise rund 90.000 Familien in extreme Armut stürzen werden. Ungefähr seit der Wahl von Hernández hat sich das Chaos in Honduras stetig ausgeweitet. Die Menschen dort sind perspektivlos und verlassen in Massen das Land.
Vor Kurzem erst formierte sich ein neuer Flüchtlingstreck in Richtung USA. Ungefähr 2.000 Migranten landeten in San Pedro Sula an, das ist eine der gefährlichsten Grenzstädte der Welt. Von dort aus geht es nun weiter, zunächst durch Guatemala, um danach noch ganz Mexiko bis zur Grenze zu den USA zu durchqueren.
Was auf den ersten Blick als innenpolitischer Konflikt anmutet, ist in Wahrheit ein Wirtschaftskrieg, der so kleinen Ländern von den global agierenden Großkonzernen aufgezwungen wird.
Die Krise in Mittelamerika darf nicht mehr ignoriert werden
So ganz unsensibel blieb die Kaffeehauskette Starbucks dann doch nicht, wäre ja auch nicht gerade werbewirksam. Nahezu gleichzeitig mit dem Auftritt von Hernández verkündete Starbucks, dass das Unternehmen den Kaffeebauern mit 20 Millionen Euro unter die Arme greifen wird. Wer rechnen kann, weiß sofort, hier geht es um einen Tropfen auf den heißen Stein, aber nicht um gerechte Entlohnung.
Ausbeutung ist Menschenrechtsverletzung
Wer meint, dass Mittelamerika weit weg ist, sollte sich gewahr sein, dass Deutschland von jenen fernen Problemen nicht verschont bleibt und das nicht nur, weil Deutschland einer der größten Abnehmer des Kaffees aus Honduras ist. Pater Michael Heinz gehört dem Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat an.
Er beschwört, dass US-Präsident Donald Trump nicht an einer Grenzmauer, sondern am Frieden und an der Chancengleichheit der Menschen bauen soll, denn die Welt hat ohne Lebenschancen für die ärmsten Staaten und Menschen keine Zukunft. Zunehmende Armut bedeutet immer neue Migrationsströme und den Nährboden für Kriminalität und Gewalt. Diese weisen Worte sollten gerade auch in Deutschland Gehör finden.
2018 wurde durch die Verbände der Kaffeebauern von 30 Ländern Lateinamerikas, Asiens und Afrikas gemeinschaftlich eine einzigartige Kampagne ins Leben gerufen. In diesem Zuge versandten sie einen offenen Brief an alle Kaffeekonzerne. Darin prangerten sie an, dass die Marktpreise für Kaffee nicht einmal dafür ausreichen, die Produktionskosten zu decken.
Dieser Brief war ein erster Schritt, der aufrütteln und eine wichtige Diskussion weltweit in Gang setzen sollte. Fruchtet dies nicht, droht zunächst den Herkunftsländern unseres Kaffees die soziale Katastrophe. Jeder Verbraucher muss für sich entscheiden, auf welcher Seite er stehen möchte.
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Beitragsbild: 123rf.com – Fabio Lamana
1. November 2018 um 14:21
Hallo,
ist ihnen nicht aufgefallen ist das sehr viele Menschen im Lande an der Armutsgrenze leben. Wie sollen die das finanzieren?
Vielleicht hätten die Bauern sich mal eher zusammenschließen können um Druck auf den Markt auszuüben, irgendein Land hätte den Kaffe schon gekauft, wenn das nicht der Fall wäre das andere Länder den Kaffee kaufen dann hat man es mit einem ganz anderen Aparat zu tun, da kann man nur auf die sprichwörtliche Sintflut warten.
Hier wird noch auf dem Level von vor 20 Jahren Geld verdient, das Vermögen der deutschen beläuft sich auf einen Fensterbankblume, da kann man keinen Blumentopf mit gewinnen. 🙂
Vielleicht sollten wir der Welt unsere Blumento Pferde verkaufen.
Recht haben sie mit ihrem Beitrag schon nur die Voraussetzungen sind nicht mehr wie vor 25- 30 Jahren.
Schönes Wochenende
25. November 2018 um 20:45
Bin ja vielleicht naiv, aber so manches versteh‘ ich nicht an diesem Artikel. 1) Der Kaffee, den ich zB noch 2016 gekauft hatte (simpler gefriergetrockneter, Nescafé und Maxwell), war wesentlich billiger als in den Folgejahren: der heutige Preis kommt mir sogar schon exorbitant vor; ca. + 2-3 Euro (im selben Supermarkt gekauft). 2) In den Bioläden gibt es doch schon seit langem diesen Kaffee aus „gerechtem Handel“ oder wie das heisst. Schliessen die genannten armen Bauern denn keine Verträge mit letztgenannten Stellen?
Vielleicht eine Erklärung dafür?
2. März 2020 um 05:49
Vielen Dank René für deinen Beitrag. Ist zwar schon ein wenig Zeit vergangen aber so naive Kommentare wie „ob die armen Bauern den keine Verträge machen?“ kann ich nicht stehen lassen.
Erstens trinken nicht alle Fairtrade-Kaffee und zum anderen werden die Bauern von den Preisen dort auch nicht feist. Die sind zwar zusammengeschlossen aber der Chef ist oft ein Schweizer und der diktiert den Preis wie bei vielen Rohstoffen laut Swissinfo: Insbesondere dank ihres günstigen Steuerwesens und ihrer zentralen Lage in Europa beheimatet sie eine bedeutende Zahl aktiver Gesellschaften des Rohstoffhandels (Gold, Erdöl). Dazu gehört auch Kaffee. Sechs der weltweit wichtigsten Händler sind in der Genfersee- oder der Region Zürich niedergelassen. Präzise Zahlen sind, wie so oft im Rohstoff-Geschäft, nicht verfügbar. Aber verschiedene Quellen schätzen, dass insgesamt 60 bis 75% des Kaffee-Handels in der Schweiz abgewickelt werden und 1% des BIP ausmachen. Zum vergleich macht Kolumbien 6% des Weltmarktes aus. Somit können die Produktionsländer sich nur anpassen.
Also im 2015 Exportierte die Schweiz für rund 2 Milliarden Franken Kaffeewaren. Und Importiert wurden Kaffeebohnen für 379 Millionen Franken. Da muss ich mich schwer zurücknehmen um die Schweiz nicht als Land der Ausbeuter zu schimpfen. Haben wohl zu viele Studierte gezüchtet.
„Zur heutigen Zeit wäre Sklaverei nicht mehr rentabel, da es günstiger ist die Mensch in Ihren Ländern produzieren zu lassen“