Der Speichel ist sehr komplex


Speichel, Spucke, Geifer etc., es handelt sich um ein Sekret, das in den Speicheldrüsen gebildet wird. Diese Flüssigkeit wird nicht nur von Menschen, sondern auch von einer großen Zahl an Tieren gebildet. Ort der Produktion sind drei verschiedene Speicheldrüsen: die Ohrspeicheldrüse, die Unterkieferdrüse und die Unterzungendrüse.

Wir produzieren (als erwachsener Mensch) zwischen 0,6 und 1,5 Liter Speichel täglich. Die Basalrate für die Speichelproduktion liegt bei 0,5 Liter am Tag. Bei Nahrungsaufnahme erhöht sie sich dementsprechend.

Speichel – eine komplexe Flüssigkeit

Der Speichel ist eine komplex zusammengesetzte Flüssigkeit, die aus einer großen Zahl an verschiedenen Substanzen zusammengesetzt ist. Hier die wichtigsten „Zutaten“:

  • Wasser: 99,5 Prozent
  • ElektrolyteNatrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Chlorid, Bicarbonat, Phosphat, Jod
  • Schleim bestehend aus Mucopolysacchariden Glykoproteinen
  • Antibakteriell wirksame Komponenten wie Thiocyanate, Wasserstoffperoxid und Immunglobulin A
  • Epidermaler Wachstumsfaktor, der für die Integrität der Schleimhäute im Mund und Rachenraum zuständig ist
  • Enzyme: alpha-Amylase, Lipase, Kallikrein (eine Serinprotease mit einer Reihe von physiologischen Aufgaben)
  • Antibiotisch wirksame Enzyme: Lysozym, Lactoperoxidase, Lactoferrin, Immunglobulin A Zellen: rund 8 Millionen körpereigene Zellen und 500 Millionen Zellen von Bakterien pro Milliliter Opiorphin, eine schmerzstillende Substanz
  • Haptocorrin, ein Protein, das Vitamin B12 bindet und was das Vitamin vor Zersetzung durch die Magensäure schützt.

Einige Funktionen des Speichels

Die Enzyme im Speichel beginnen mit der Verdauung der aufgenommenen Nahrung. Diese Verdauung wird deutlich erleichtert, wenn die aufgenommene Nahrung gründlich gekaut = zerkleinert wird. Der Speichel schützt die Mundschleimhäute vor Verletzungen während des Essens und Sprechens und liefert die nötige Feuchtigkeit für die Schleimhäute.

Probleme mit den Schleimhäuten sind sehr häufig auf eine geringe Speichelproduktion zurückzuführen, bei der Essensreste an der Mundschleimhaut haften bleiben und für Irritationen sorgen. Und der Speichel hat eine zentrale Rolle beim Schmecken. Als Flüssigkeit ist der in der Lage, die Geschmacksstoffe zu den Geschmackszellen in der Zunge zu leiten.

Auch hier verursacht eine zu geringe Speichelproduktion eine Reihe von Störungen, wie Geschmacksveränderung oder Geschmacksverlust. Der Speichel kontrolliert ebenfalls den pH-Wert im Mund. Dieser liegt normalerweise in einem Bereich zwischen 6,2 und 7,4. Dies verhindert, dass die Mineralien aus dem Zahnschmelz herausgelöst werden, was bei der Entstehung der Karies von Bedeutung ist.

Speicheltest und pH-Speicheltest

Es gibt eine Reihe von Speicheltests, die von der Schulmedizin zu diagnostischen Zwecken durchgeführt werden. Der bekannteste ist der sogenannte „Karies-Risikotest“, der in der Regel vom Zahnarzt durchgeführt wird.

Andere Tests werden zu toxikologischen Fragestellungen durchgeführt, wie zum Beispiel bei Drogentests. Weitere Tests dienen zur Diagnose von Hormonstörungen, Leistungsprofilen, Schwangerschaftsverlauf, Schlafstörungen etc.

Mit dem Speichel können eine Reihe von Hormonen bestimmt werden, wie zum Beispiel Cortisol, Estriol, Estradiol, DHEA, Testosteron, Progesteron, Melatonin etc.

Der pH-Wert des Speichels scheint für die wissenschaftliche Betrachtung keine sehr große Rolle zu spielen. Ich spreche hier nicht von der üblichen schulmedizinischen „Wissenschaft“, die weitestgehend Produkt pharmazeutischer Interessen ist. Auch in naturwissenschaftlichen Arbeiten gibt es kaum nennenswerte Literatur, die hier signifikante Aussagen zum pH-Wert des Speichels und seine Bedeutung für den Organismus machen.

Die wenigen Aussagen, die es gibt, werde ich im folgenden Kapitel diskutieren. Zunächst einmal die Aussagen der mehr alternativ ausgerichteten Heilverfahren. Hier werden teilweise sehr mutige Aussagen getätigt.

Auf dieser Webseite (healingdaily.com/conditions/saliva-ph-test.htm) zum Beispiel erfährt der Leser, dass der pH-Speicheltest ein „einfacher Test ist, mit dem du deine Anfälligkeit auf Krebs, Herzerkrankungen, Osteoporose, Arthritis und viele andere degenerative Erkrankungen messen kannst“. Wie soll das aussehen?

Die Erklärung sieht so aus: bei Krebs, Herzerkrankungen und die anderen soeben aufgezählten gesundheitlichen Problemen liegt immer eine Übersäuerung des Organismus vor, die sich im pH-Wert des Speichels widerspiegelt. Zeigt der Teststreifen einen optimalen basischen Wert an, dann ist alles in Ordnung und die Wahrscheinlichkeit für die aufgezählten Erkrankungen nur gering. Bei einem „sauren Ergebnis“ jedoch zeigt sich, dass der Organismus übersäuert ist.

Andere Webseiten empfehlen die Kombination von pH-Wert Tests für Speichel und Urin. Auch hier wird eine mehr oder weniger geradlinige Korrelation zwischen systemischem pH-Wert und pH-Wert des Speichels postuliert. Für den pH-Wert des Urins gibt es diese Korrelationen. Nach meinem Wissen jedoch gibt es keine wissenschaftlichen Arbeiten, die diese Korrelation auch für den pH-Wert des Speichels unterstützen. Ich bezweifele auch, dass diese Geradlinigkeit von Kausalitäten kompatibel ist mit biologischen Vorgängen, die selten bis überhaupt keine „mathematische Geradlinigkeit“ in ihren Verläufen kennen.

Der Grund, warum hier Äpfel mit Birnen verglichen werden, ist der, dass der Mund-Rachenbereich kein Ausscheidungsorgan ist, während Nieren und Blase ausschließlich diese Funktion erfüllen. Wie bereits weiter oben erwähnt hat der Speichel auch die Funktion, die aufgenommene Nahrung bis zu einem gewissen Grad zu desinfizieren. Hierzu werden unter anderem Substanzen mit niedrigem pH-Wert genutzt, die den pH-Wert des Speichels absinken lassen. Wie wir gleich noch sehen werden, gibt es eine Reihe von Einflüssen, die diesen pH-Wert ebenfalls mitbestimmen.

(Ein) Wenig Wissenschaft zum Speichel-pH

Wenn ich vorhin erwähnt hatte, dass es wenig wissenschaftliche Arbeiten zur Bedeutung des pH-Werts gibt, dann muss ich dies insofern revidieren, als es etliche Arbeiten im Zusammenhang mit zahnärztlichen Prozeduren gibt.Hier wird zum Beispiel der pH-Wert des Speichels untersucht auf dessen Einfluss auf Zahnprothesen, Zahnspangen etc.

Immerhin ist es denkbar, dass ein saurer Speichel die Korrosion des Materials beschleunigt und dessen Lebensdauer verkürzt. Arbeiten zum Thema „pH-Wert und Korrelation zu Erkrankungen“ scheint es kaum zu geben. Arbeiten zum Thema „pH-Wert und chronische Erkrankungen“ habe ich nicht finden können. Und auch Untersuchungen, ob und in welcher Form systemischer pH-Wert mit dem Speichel-pH-Wert korreliert, scheint es nicht zu geben.

Hier die wenigen Arbeiten, die ich finden konnte:

Evaluation of Changes in Salivary pH after Intake of Different Eatables and Beverages in Children at Different Time Intervals. – PubMed – NCBI

Diese Arbeit aus dem Jahr 2018 untersucht bei Kindern im Alter zwischen acht und zwölf Jahren den Einfluss von Nahrungsmitteln und Getränken auf den pH-Wert des Speichers. Bezeichnend ist der Hinweis, dass alle Kinder (50 Teilnehmer) eine strikt vegetarische Diät einhielten.

Resultate: Zum einen variiert der pH-Wert des Speicheltestes in Abhängigkeit vom Messzeitpunkt. Die größte Veränderung maßen die Autoren direkt nach Verzehr. Den größten Abfall des pH-Werts sahen die Autoren bei kalten Getränken im Vergleich zu Fruchtsaft. Die größte Steigerung des pH-Werts wurde bei Sahnekeksen gesehen. Nach kurzer Zeit jedoch kehrte der pH-Wert bei allen Teilnehmern zu den Ausgangswerten zurück.

Autoren führen dies auf Pufferungsmechanismen zurück. Mein Fazit: Sahnekekse gehören mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht zu den organischen und basischen Nahrungsmitteln. Man kann hier eher vom Gegenteil ausgehen. Demnach müsste der Verzehr dieser Kekse nicht nur zu einer Absenkung des systemischen pH-Werts führen, sondern, falls diese Korrelation besteht, auch zu einer Absenkung des Speichel-pH-Werts.

Die gegenläufige Tendenz jedoch zeigt, dass hier andere Faktoren mit im Spiel sind, die diese Korrelation überspielen, oder aber dass es diese Korrelation so nicht gibt. Jedenfalls gibt diese Arbeit Grund zu der Vermutung, dass der Anspruch der pH-Speicheltests mit Vorbehalt zu betrachten ist.

Saliva pH as a biomarker of exam stress and a predictor of exam performance. – PubMed – NCBI

Diese Arbeit aus dem Jahr 2014 untersucht den pH-Wert des Speicheltests als Biomarker für Stress. Der Grund hierfür ist, dass dieser pH-Wert sowohl vom sympathischen, als auch von parasympathischen Nervensystem gesteuert wird. Stressbedingte Veränderungen hier müssten sich auch im pH-Wert des Speicheltests bemerkbar machen.

Teilnehmer waren 83 Auszubildende für Krankenpflege, die einem Stresstest unterzogen wurden, und die vor dem Examen und drei Monate nach dem Examen Speichelproben abgaben.

Resultate: Die pH-Werte nach dem Examen waren deutlich niedriger im Vergleich zu den Werten kurz vor dem Examen. Der pH-Wert vor dem Examen zeigte sogar eine Korrelation mit dem Prüfungsergebnis/der Prüfungsleistung: je niedriger der pH-Wert, umso schlechter das Prüfungsergebnis. Die Autoren schließen daher, dass der pH-Wert des Speicheltests ein zuverlässiges und preiswertes Mittel ist, um psychologische Reaktionen auf Prüfungssituation und andere Stressfaktoren zu messen.

Mein Fazit: Auch hier zeigt sich wieder, dass der pH-Wert des Speicheltests von einer Reihe von Faktoren beeinflusst wird, die die Korrelation zum systemischen pH-Wert überspielen, falls es diese Korrelation gibt.

Is salivary pH a marker of depression among older spousal caregivers for cancer patients? – PubMed – NCBI

Diese Arbeit ist besonders interessant, da hier der pH-Wert des Speicheltests auf eine Korrelation zu Depressionen untersucht wurde. Die Autoren gehen ebenfalls von der Überlegung aus, dass das sympathische Nervensystem und dessen Aktivierung zu einer Absenkung des pH-Werts führt und daher als Biomarker für psychologischen Stress dienen kann.

Untersucht wurden hier Betreuer (Verwandte, Ehepartner, Kinder) von Krebspatienten im Vergleich zu Betreuern, die keine Krebspatienten zu versorgen hatten. Es zeigte sich, dass signifikant niedrigere pH-Werte bei den Betreuern gefunden wurden, die sich um Krebspatienten zu kümmern hatten im Vergleich zu den Betreuern ohne Krebspatienten.

Die Autoren schlossen, dass diese Betreuer im Durchschnitt gesundheitlich weniger gut aufgestellt waren, eine höhere Rate an Depressionen zeigten und weniger Selbstvertrauen in die eigene Tätigkeit hatten, was sich in einem deutlich erniedrigten pH-Wert ausdrückte. Es zeigte auch, dass Depressionen das Selbstvertrauen in die eigene Tätigkeit beeinflussen.

Auch diese Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Bestimmung des pH-Wertes des Speichels ein leicht zu handhabender Test ist, um den Stress von Betreuern von Kranken und aufkommenden Depressionen nachzuvollziehen.

Mein Fazit: es ist durchaus vorstellbar, dass das Selbstvertrauen der Betreuer von Krebskranken in ihrer Tätigkeit im Laufe der Zeit erodiert, da diese Erkrankung unter den heutigen schulmedizinischen Behandlungsbedingungen in der Regel zum Tode führt. Damit sieht der Betreuer als Ehepartner, Kind etc. des Krebskranken eine Bezugsperson leiden und sterben, was für den Betreuer das Gefühl von Ohnmacht, Verzweiflung und Trauer hinterlässt.

Und dieses Gefühl dauert an über den gesamten Leidensweg bis zum Tod des Kranken, was für den Organismus des Betreuers mit einer Art Dauerstress verbunden ist. Daher auch die wenig überraschende Beobachtung, dass diese Betreuer einen schlechteren gesundheitlichen Status aufweisen als Betreuer von nicht an Krebs erkrankten Bezugspersonen/Familienmitgliedern.

Fazit:

Es gibt wenig Grund zu der Annahme, dass systemischer pH-Wert (Säure-Basen-Haushalt) und pH-Wert des Speicheltests in direkter Korrelation zueinanderstehen und die Werte des einen Spiegelbild der Werte des anderen sind. Die Annahme, dass dies so sein könnte, wird durch keine wissenschaftlichen Untersuchungen unterstützt, da solche Untersuchungen bislang nicht durchgeführt worden sind.

Die Untersuchungen, die es gegeben hat, zeigen, dass eine Reihe von Faktoren den pH-Wert des Speicheltests bestimmen, wie zum Beispiel das sympathische und parasympathische Nervensystem. Von daher halte ich den pH-Speicheltest für wenig geeignet, den Status des Säure-Basen-Haushalts zuverlässig zu bestimmen.

 

Wenn Sie das mit dem Jod genau wissen wollen


Jod gehört zu den Halogenen, eine reaktionsfreudige Gruppe chemischer Elemente, zu denen auch Flur, Chlor, Brom und einige andere Elemente gehören. Diese Reaktionsfreundlichkeit bedingt, dass Jod in der Natur praktisch nicht in reiner Form vorkommt, sondern immer in bestimmten Verbindungen.

Im Boden kommt es (in Deutschland) nur in sehr geringen Spuren vor. Damit ist die Möglichkeit, Jod über Obst und Gemüse aus landeseigenen Erzeugnissen aufzunehmen, nahezu Null. Da Deutschland als ein Jodmangel-Land bezeichnet werden kann, hört man häufig die Empfehlung, auf jodiertes Salz als Jodquelle zurückzugreifen.

Die natürlichen Quellen für Jod sind Meeresfrüchte, wie Fisch, Seetang, Kelp und Schalentiere. Milchprodukte und Eier und auch Fleisch können ebenfalls gute Jodquellen sein. Die Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Tiere jodreiches Futter erhalten haben. Daneben gibt es noch in den Apotheken erhältliche Nahrungsergänzungen, die einem Jodmangel vorbeugen wollen.

Es gibt Monopräparate oder Kombinationen von Jod, Folsäure und Eisen. Die Substitution von Jod durch Nahrungsergänzungsmittel beinhaltet immer die Gefahr, zu viel des Guten zu tun. Denn Jod hat auch ein toxisches Potenzial, besonders wenn bestimmte Konzentrationen überschritten werden.

Die empfohlenen Aufnahmemengen pro Tag unterscheiden sich dabei von Land zu Land erheblich. Jugendliche und Erwachsene sollten laut offizieller Empfehlung in Deutschland zwischen 180-200 Mikrogramm Jod täglich zu sich nehmen, in den USA sind es nur 150. Die Schilddrüse braucht im Durchschnitt nicht mehr als 70 Mikrogramm Jod pro Tag. Diese Menge ist in der Regel ausreichend, um die entsprechenden Mengen an T4 und T3 zu synthetisieren.

Die absolute Obergrenze liegt bei 1,1 Milligramm pro Tag. Höhere Dosierungen können „Jodismus“ auslösen. Die hohen Konzentrationen von Jod führen dann zu einer Reihe von Symptomen, wie SchnupfenBronchitis, Exanthemen etc.

Aber dieses zu viel des Guten kann auch noch weitere Probleme mit sich bringen. Es besteht zudem die Gefahr einer durch Jod induzierten Schilddrüsenüberfunktion bis hin zu einer thyreotoxischen Krise. Dieses Problem taucht bevorzugt bei Menschen in einem Alter jenseits der vierziger Jahre auf. Das Risiko ist deutlich erhöht, wenn zuvor ein schwerer Jodmangel vorliegt, den man versucht mithilfe von hohen Joddosierungen zu bekämpfen (Iodised salt for preventing iodine deficiency disorders).

Bei einer bestehenden Schilddrüsenüberfunktion kann die Zufuhr von größeren Mengen von Jod ebenfalls zu einer thyreotoxischen Krise führen. Dieses Jod stammt in der Regel aus zum Beispiel Nahrungsergänzungsmitteln, jodhaltigen Medikamenten und so weiter. Es kommt zu Beginn zu TachykardienHerzrhythmusstörungenDurchfällenTremor, Unruhe und so weiter. Die Krise setzt sich fort mit Bewusstseinsstörungen, Desorientierung, Körperstarre bis hin zum Koma und Ableben.

Eine zu hohe Konzentration an Jod kann ebenfalls zu unerwünschten Effekten führen, wenn ein gleichzeitiger Mangel an Selen vorliegt. Bei dieser Konstellation erhöht sich die zytotoxische Kapazität von Jod. Die Toxizität beruht hier auf den oxidativen Eigenschaften von Jod, das unter diesen Bedingungen ähnlich wie ein freies Radikal wirkt und zur Zerstörung von Proteinen inklusive Enzymen führt.

Biologische Bedeutung von Jod

Jod wird für die Synthese der wachstumsregulierenden Hormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) benötigt. Die Bezeichnung T3 und T4 rührt von der Anzahl der Jodatome her, die in dem Molekül enthalten sind. Ein Jodmangel führt dementsprechend zu einem Mangel an T3 und T4, was sich in der Regel in einer vergrößerten Schilddrüse bemerkbar macht. Diese Vergrößerung ist eine physiologische Adaptation, die versucht, mehr Jod einzulagern. Medizinisch wird sie als Struma oder Kropf bezeichnet.

Die hauptsächliche Form der Schilddrüsenhormone ist das Thyroxin (T4). T4 hat eine längere Halbwertszeit als T3. Bei Menschen liegt das Verhältnis zwischen T4 und T3 im Blut bei 14:1-20:1. T4 ist eine Art Speicherform der Schilddrüsenhormone und wird erst durch die Umwandlung in T3 biologisch aktiv. Die dazu notwendigen Enzyme sind die Dejodasen. Diese Enzyme sind in der Lage, Jodatome aus den Schilddrüsenhormonen zu entfernen.

Eine dieser Dejodierungen besteht in der Entfernung eines Jodatoms aus dem äußeren Ring von T4, was die aktive Form T3 ergibt. Werden Jodatome aus dem inneren Ring entfernt, bedeutet dies das Ende der biologischen Wirksamkeit des Moleküls. Andere Dejodasen, die hier eine Rolle spielen, enthalten Selen. Dies ist der Grund, warum Selen für die Produktion von T3 unerlässlich ist.

T3 ist dann das eigentlich wirksame Hormon, das eine Reihe von physiologischen Prozessen im Körper beeinflusst, wie Wachstum, Entwicklung, Stoffwechsel, Körpertemperatur und Herzfrequenz. Dazu wird es mithilfe eines Carriers in die Zielzellen eingeschleust, wo es dann an die entsprechenden Rezeptoren bindet und genetisch gesteuerte Vorgänge aktiviert oder unterbricht. T3 erhöht so die basale Stoffwechselrate (Grundumsatz) und damit verbunden den Sauerstoffbedarf und Energieumsatz des Organismus.

Mittlerweile gibt es ernstzunehmende Hinweise, dass Jod beziehungsweise Jodmangel verbunden ist mit einer Reihe von Krebserkrankungen.

Diese Arbeit aus dem Jahr 2004 zeigte einen Zusammenhang zwischen Magenkrebs und Jodmangel, der sich als hoch signifikant darstellte (Urinary iodine/creatinine ratio in patients with stomach cancer in Urmia, Islamic Republic of Iran.)

Diese Arbeit aus dem Jahr 2007 (Iodine prophylaxis—the protective factor against stomach cancer in iodine deficient areas) kam sogar zu dem Schluss, dass eine Verbesserung der Versorgung der  Bevölkerung mit Jod zu einer Abnahme von Magenkrebsfällen führt und damit protektiven und prophylaktischen Charakter hat.

Brustkrebs und Jodmangel – auch hierfür scheint es nachvollziehbare Zusammenhänge zu geben. Brustmilch enthält relativ hohe Konzentrationen an Jod, das sich in dem Brustgewebe und Drüsen angereichert hat. Der biologische Grund liegt in der Versorgung des Säuglings nicht nur mit Nährstoffen, sondern auch mit Jod aus den oben genannten Gründen (Wachstum, Entwicklung, Stoffwechsel). Bei einem Jodmangel kann es zu unphysiologischen Veränderungen im Brustgewebe kommen, die möglicherweise auf maligne Veränderungen hinauslaufen.

Diese Arbeit aus dem Jahr 2008 zeigte im Laborversuch, dass Jod in der Lage ist, die genetischen Aktivitäten von Brustkrebszellen zu beeinflussen (Iodine Alters Gene Expression in the MCF7 Breast Cancer Cell Line: Evidence for an Anti-Estrogen Effect of Iodine).

Die Autoren dieser Arbeit betonen, dass schon zu diesem Zeitpunkt der protektive Effekt von Jod auf Brustkrebs über epidemiologische Studien und Tiermodelle als gesichert galt. In ihrer Arbeit beobachteten sie den molekularen Mechanismus, der für diesen protektiven Effekt verantwortlich ist. Dabei identifizierten sie 29 Gene, die durch die Gabe von Jod aktiviert wurden und 14 Gene, die in ihrer Aktivität gehemmt wurden.

Die Veränderung der genetischen Aktivitäten betraf eine Reihe von Genen, die in die hormonelle Steuerung von Stoffwechselvorgängen einbezogen sind. Andere betroffene Gene kontrollierten den Zellzyklus, Wachstum und Differenzierung. Die Autoren sahen eine Erhöhung der mRNA von Genen, die den Östrogen-Stoffwechsel kontrollierten.

Daher empfehlen die Autoren, Jod als Begleittherapie bei Brustkrebs zu verwenden, bei dem es auf eine pharmakologische Manipulation des Östrogen-Stoffwechsels ankommt.

Eine neuere Arbeit, aus dem Jahr 2010, beschreibt andere interessante Zusammenhänge: The role of iodine and delta-iodolactone in growth and apoptosis of malignant thyroid epithelial cells and breast cancer cells.

Sie beschreiben die hemmende Wirkung von Jod auf das Wachstum von Schilddrüsenzellen. Diese fehlende hemmende Wirkung mag auch ein Grund sein, warum bei einem Jodmangel es zu einer Vergrößerung der Schilddrüse kommt. Die Autoren zeigten die Mechanismen, die zu einer Wachstumshemmung und Apoptose von Schilddrüsenkrebs und Brustkrebs führen.

Sie sahen bei der Gabe von Jod unter verschiedenen Konzentrationen und organischen Jodverbindungen eine gesteigerte Rate an Apoptose bei Brustkrebszellen.

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Dieser Beitrag wurde am 26.5.2019 erstellt.

 

Dichloracetat (DCA) gegen Krebs: Potenzial, Nebenwirkungen und Studienlage im Überblick

Die Webseite eines Kollegen (Dr. Reinhard Probst) empfiehlt eine Substanz zur Behandlung von Krebserkrankungen, die sich Dichloressigsäure/Dichloracetat (Salz der Essigsäure) nennt (DCA). Die Seite erklärt schlüssig, worin die Vorteile von DCA bei einer Krebsbehandlung liegen.

Ohne jetzt näher auf die biochemischen Vorgänge einzugehen, die durch die Gabe von DCA verändert werden, lässt sich sagen, dass DCA eine Reihe von Wirkungen auf den Zellmetabolismus hat und in der Lage ist, die Funktion der Mitochondrien zu stimulieren.

Von daher haben diese Effekte von DCA auf die zellulären Prozesse und Metabolismus die Hoffnung geschürt, hier eine Substanz zu haben, die auch gegen Krebszellen therapeutisch wirksam ist.

Grundlage hierfür ist, dass Krebszellen einen irregulären Stoffwechsel haben, der darüber hinaus wesentlich mehr Energie benötigt als der Stoffwechsel einer gesunden Zelle.

DCA ist hier in der Lage, den zellulären „Brennstoff“, wie zum Beispiel Zucker, zu modifizieren, sodass die Tumorzelle verhungert. Dies ist natürlich eine besonders interessante Beobachtung, die bereits zu einer Reihe von Studien geführt hat. Nur, diese Studien werden in der Regel von Spenden finanziert und sind dementsprechend selten und möglicherweise auch in ihrer Anlage und Ausführung eingeschränkt.

Grund dafür ist, dass DCA keine neue Substanz ist, sich leicht herstellen lässt und keinen Patentschutz in Anspruch nehmen kann. Für pharmazeutische Firmen ist die Erforschung dieser Alternative vollkommen uninteressant, da keine finanzielle Profite in Aussicht stehen.

Was sagt denn „die Wissenschaft“?

Beginnen wir mit den eher „schlechten“ Nachrichten: laut Wikipedia gibt es eine Studie aus dem Jahr 2006, die abgebrochen werden musste wegen Nervenschädigungen, die auf den Einsatz von DCA zurückzuführen waren. Quelle für diese Studie: ein Beitrag des „Spiegel“.

Bezeichnend ist bei diesem Beitrag, dass die Quelle, die auf die entsprechende Studie zeigt, nur sehr notdürftig angegeben wird. Der Grund dafür wird schnell klar, wenn man diese Studie findet und sich anschaut.

Denn diese Studie (Dichloroacetate causes toxic neuropathy in MELAS: a randomized, controlled clinical trial. – PubMed – NCBI) ist nicht an Krebspatienten durchgeführt worden, sondern bei Patienten mit MELAS Syndrom, einer spezifischen Erkrankung der Mitochondrien. Die Dosierung in dieser Studie lag bei 25 Milligramm pro kg Körpergewicht täglich. Ein Großteil der mit DCA behandelten Patienten entwickelte Neuropathien. Da es keine signifikanten Effekte in der Verumgruppe im Vergleich zur Placebogruppe gab, entschlossen sich die Autoren, die Studie vorzeitig abzubrechen.

Oder mit anderen „Spiegel“-Worten: Weil DCA nicht bei MELAS wirkt und hohe Dosierungen Nebenwirkungen verursachen, kann es auch nicht gegen Krebs wirksam sein. Damit hätte man wieder einmal das bewiesen, was man hat beweisen wollen! Ich hätte auch gleich sagen, bzw. schreiben können, dass ich Wikipedia in Sachen Alternativmedizin nicht trauen würde, siehe mein Beitrag: Wikipedia – Propaganda und „Zensur“ der Alternativen Medizin?

Aber zurück zum DCA:

Eine kanadische Studie aus dem Jahr 2010 (Metabolic modulation of glioblastoma Dehydrogenase dichloroacetate. – PubMed – NCBI), bei der die Effizienz von DCA bei der Behandlung von Glioblastomen untersucht wurde, zeigte eine signifikante Veränderung des Metabolismus der Krebszellen, die zu einer vermehrten Apoptose führten und die Angiogenese (Aufbau der Blutversorgung/Blutgefäße) für die Tumorzellen in vivo und in vitro unterband.

Die Autoren bemerkten zur Problematik der Neuropathien unter DCA, dass die verabreichten Dosierungen keine solchen Nebenwirkungen mit sich brachten, aber dennoch therapeutisch effektiv waren.

Es zeigten sich auch keine toxischen Wirkungen in Bezug auf Blutbild, Leber, Nieren und Herz. Die Autoren schlossen, dass die eingesetzte Dosierung von DCA ausreichend hoch war, um das Ziel-Enzym für DCA, die Pyruvat-Dehydrogenase-Kinase-2, zu hemmen. Dieses Enzym lag in hohen Konzentrationen in den Glioblastomen vor, sodass die Modulation des Metabolismus für die Autoren ein vielversprechender therapeutischer Ansatz darstellt.

Angaben zur Dosierung lagen im Abstract leider nicht vor. Kommentare auf anderen Webseiten, die auf diese Studie Bezug nehmen, sprechen von einer Dosierung von weniger als 6,25 Milligramm pro kg Körpergewicht täglich. Darüber hinausgehende Dosierungen scheinen mit der Entstehung von peripheren Neuropathien verbunden zu sein.
DCA scheint auch bei anderen Krebsformen wirksam zu sein. Überraschend ist die Menge an Studien, die hierfür vorliegen (obwohl es keine industrielle Unterstützung hierfür zu geben scheint).

A) Development of a dichloroacetic acid-hemoglobin conjugate as a potential targeted anti-cancer therapeutic. – PubMed – NCBI – Auch bei dieser Studie zeigte sich, dass DCA den fehlgeleiteten Metabolismus von malignen Monozyten so modelliert, dass die Zellteilung behindert wird.

B) Dichloroacetate and cancer: new home for an orphan drug? – PubMed – NCBI – Diese Arbeit aus dem Jahr 2014 sieht ebenfalls ein positives Einsatzgebiet von DCA bei Astrocytomen bei Kindern und Erwachsenen, Krebsformen, die auf BRAF-Mutationen beruhen, wie Melanome zum Beispiel, in Kombination mit anderen Therapieformen. Weiter als Kombinationstherapie zusätzlich zu Cisplatin und verwandten Substanzen, gegen die der Krebs eine Resistenz entwickelt hat und bei Tumoren aus dem Bereich des Endoderms, wo nach Angaben der Autoren bereits etliche Untersuchungen gezeigt haben, dass DCA wirksam ist und die Überlebenschancen der Betroffenen verbessert.

C) Dichloroacetate attenuates hypoxia-induced resistance to 5-fluorouracil in gastric cancer through the regulation of glucose metabolism. – PubMed – NCBI – Die Autoren dieser Arbeit aus dem Jahr 2014 zeigten, dass DCA bei der Behandlung von Magenkrebs die Wirkung des eingesetzten Zytostatikum verstärkte.

D) Diese Arbeit aus dem Jahr 2016 (Dichloroacetate potentiates tamoxifen-induced cell death in breast cancer cells via downregulation of the epidermal growth factor receptor. – PubMed – NCBI) zeigte ähnliche Ergebnisse bei Brustkrebs und dem Einsatz von Tamoxifen. Auch hier konnte DCA eine Resistenzentwicklung durchbrechen.

E) Weiter geht es mit Arbeiten aus dem Jahr 2016: Dichloroacetate and metformin synergistically suppress the growth of ovarian cancer cells. – PubMed – NCBI – Metformin wird zur Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetes eingesetzt. In diesem Fall zeigt die Kombination von Metformin und DCA eine effektive Modellierung des Metabolismus von Eierstockkrebszellen. Die Ergebnisse stammen bislang noch aus Tierexperimenten. Studien mit dieser Kombination an Patienten scheint es bislang noch nicht zu geben.

Es gibt noch eine weitere Reihe von Studien (meist Laborstudien oder aber Studien mit Labortieren), die einen positiven Effekt von DCA bei Lungenkrebs, Dickdarmkrebs etc. haben nachweisen können. Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigte sogar, dass DCA die nierenschädigenden Wirkungen einer Cisplatin-Therapie verhindern kann, ohne dabei die Wirksamkeit des Chemotherapeutikums einzuschränken (Dichloroacetate Prevents Cisplatin-Induced Nephrotoxicity without Compromising Cisplatin Anticancer Properties. – PubMed – NCBI).

DCA – Ja oder Nein?

Die Substanz scheint bei gewissen Dosierungen Nebenwirkungen mit sich zu bringen, wie weiter oben bereits diskutiert. Für die Schulmedizin und die mit ihr sympathisierende Presse scheint dies alleine Grund genug zu sein, die Substanz auf die „Abschussliste zu setzen“.

Wäre aber die Zahl und Heftigkeit der Nebenwirkungen das bestimmende Maß, eine Substanz abzulehnen oder nicht, dann wären wohl die gängigen Zytostatika die ersten, die auf die erwähnte „Abschussliste“ zu setzen sind. Denn die Liste der Nebenwirkungen hier ist ungleich länger und „brutaler“ als die von DCA. Wir scheinen es hier wieder einmal mit dem typischen „Splitter im Auge des Nachbarn und Balken im eigenen Auge ignorieren“-Syndrom zu tun zu haben.

Auf der anderen Seite würde ich zustimmen, dass DCA kein „Wundermittel“ ist, da gerade im Bereich natürlicher Substanzen ähnliche „Wundermittel“ zu finden sind mit ähnlichen Wirkcharakteristika und potenziell weniger Nebenwirkungen. Das heißt aber nicht, dass es für DCA keinen Platz gäbe bei der Behandlung von Krebserkrankungen.

Es heißt nur, dass es gut wäre, wenn für DCA mehr klinische Studien durchgeführt würden. Diese würden zeigen, wann und bei welchen Krebsformen DCA besonders wirksam ist und was gemacht werden müsste, um Nebenwirkungen zu vermeiden, ohne den Therapieerfolg zu gefährden. Das ist etwas anderes als DCA als alternatives Allheilmittel in den alternativen Marketing-Himmel zu loben.

Fazit

DCA ist eine interessante Substanz bei der Behandlung von verschiedenen Krebserkrankungen. DCA ist keine natürlich vorkommende Substanz, was möglicherweise einige Nebenwirkungen erklärt. Sie ist relativ leicht herzustellen. Als mögliches Medikament gibt es keinen Patentschutz, was das fehlende Interesse der Pharmaindustrie und Schulmedizin an der Substanz erklärt.

Schlimmer noch: Sollte sich diese Substanz bei der Behandlung von Krebserkrankungen als effektiver zeigen als die gängigen Zytostatika, dann hat die Schulmedizin einen ernst zu nehmenden Konkurrenten, der zudem noch ungleich kostengünstiger ist.

Aber wir dürfen sehen, dass die Medien, Beispiel „Spiegel“, bereits Hilfestellung leisten, die Substanz zu diskreditieren, da sie eine Nebenwirkung haben finden können, die ein sofortiges Einsatzverbot der Substanz rechtfertigt. Eine Erklärung, warum Zytostatika mit zigfach stärkeren und signifikanteren Nebenwirkungen, bei selten gesicherten Wirkungen, nicht ebenfalls infrage zu stellen sind, bleiben uns diese Helfershelfer schuldig.

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Beitragsbild: fotolia.com

Dieser Beitrag wurde am 8.5.2019 erstellt.

 

Die Wahrheit über Bandscheibenschäden: Zahlen, Irrtümer und Erkenntnisse

Zuerst: Die (wichtige) Begriffsklärung

Bevor ich zu den erschreckenden Zahlen komme, müssen wir unbedingt ein paar Begriffe klären, die die meisten Patienten in „einen Topf“ werfen.

Denn: wenn Patienten von einem „Bandscheibenvorfall“ sprechen, dann muss es sich nicht notwendigerweise auch um einen solchen handeln. Das gilt übrigens auch für die „Diagnosen“ mancher Mediziner.

Im deutschsprachigen Raum unterscheiden die Fachleute zwischen dem Bandscheibenvorfall und einer Bandscheibenprotrusion. Bei der Protrusion handelt es sich um eine Art Vorstufe zum Vorfall, bei der eine Vorwölbung vorliegt – so, wie Sie das auch in der obigen Abbildung sehen können.

Beim Prolaps (Vorfall) wird der Faserknorpelring der Bandscheibe mehr oder weniger ganz durchbrochen. Das hintere Längsband dagegen bleibt in der Regel intakt.

Im englischsprachigen Raum scheint die Differenzierung etwas breiter ausgelegt zu sein. Um dies zu veranschaulichen, hier einmal ein interessantes Bild dazu:

Von oben nach unten stellt das Bild zunehmend schlechtere Zustände der Bandscheiben dar. Die Bandscheibe mit der Beschriftung „Normal Disc“ soll eine normale, gesunde Bandscheibe darstellen.

Danach (darunter) kommt es zu einer Degeneration, danach kommt es zu einer Vorwölbung (= Protrusion, Bulging Disc), dann zu einem Prolaps (Herniated Disc) und schließlich zu einer Extrusion, sprich: Der Faserknorpelring ist vollständig durchbrochen und die Bandscheibe deutlich in der Höhe gemindert. Die letzte Bandscheibe ist nur noch in Ansätzen zu sehen und es haben bereits knöcherne Umbauten stattgefunden. Hier versucht der Körper beide Wirbelkörper miteinander zu verblocken.

Je nach Zustand der Bandscheiben wird der Betroffene verschiedene Symptome haben. Auf der anderen Seite heißt Symptomfreiheit nicht, dass alle Bandscheiben noch wirklich „gesund“ sind.

Häufig treten Symptome erst dann auf, wenn eine manifeste Protrusion oder ein Prolaps bereits gegeben sind. Daher ist es besonders schwer, die echten Fallzahlen für Bandscheibenschäden zu bestimmen und statistisch zu erfassen.

Denn: „nur“ wenn der der Bandscheibenvorfall auch auf Nerven „drückt“ kommt es auch zu den typischen Schmerzen mit Ausfall- und Lähmungserscheinungen.

Ich kenne eine Menge Patienten mit Bildern, bei denen die Bandscheiben so degeneriert aussehen wie in der untersten Bandscheibe zu sehen ist, die über nur sehr geringe oder gar keine Rückenschmerzen klagen.

Deutschland-Zahlen

Ein Versuch einer zuverlässigen Darstellung der Fallzahlen unternimmt das Informationssystem der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE).

Unter Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000 erhält man eine strukturierte Tabelle zu Bandscheibenschäden mit verschiedenen Zusatzerkrankungen in den verschiedenen Bereichen der Wirbelsäule. Hier einmal die bildliche Darstellung der Tabelle (der Screenshot ist leider nicht besser geworden):

Die Addition der im Jahr 2000 aufgezählten Fälle ergibt stolze 163.902 (gerundet) Fälle von Problemen der Bandscheiben. Die gleiche Berechnung für das Jahr 2013 ergab knapp 183.143 Fälle. 2017 haben wir 2017 169.178 Fälle.

Aufgrund der relativen Beschwerdefreiheit ist jedoch anzunehmen, dass es eine nicht zu unterschätzende „Dunkelziffer“ gibt.

Wie häufig wird operiert

Laut Welt.de (welt.de/wissenschaft/article1340478/Bandscheiben-Ops-sind-haeufig-ueberfluessig.html) „kommt jeder fünfte Patient unters Messer“.

Das sind laut Welt.de-Statistik 30.000 Bandscheibenoperationen im Jahr. Inzwischen werden immer mehr Stimmen laut, die die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit dieser Operationen in Frage stellen. Ich hatte dazu ebenfalls ausführlicher berichtet: Unnötige Operationen? Das schulmedizinische Lottospiel.

Die Webseite des Zentrums für Physiotherapie in Bielefeld (zfp-bielefeld.de/bandscheibenvorfall/) spricht von über 30 Prozent der Deutschen, die „irgendwann einen Bandscheibenvorfall erleiden“, was dann fast 30 Millionen Betroffene ergeben würde. Das würde sich dann mit meiner Hypothese zur Dunkelziffer decken.

Wobei die Dunkelziffer knapp 100 Mal höher ausfallen würde wie die weiter oben ermittelte Zahl von 316 Tausend.

Weiter erfahren wir auf dieser Seite, dass nicht 30.000, sondern im Jahr 2009 160.000 Bandscheibenoperationen durchgeführt worden sind. Tendenz steigend. Und wir erfahren noch, dass 20 Prozent aller Frührenten-Anträge wegen Bandscheibenvorfälle eingereicht werden.

Glauben wir dem „Spiegel“ (spiegel.de/gesundheit/diagnose/rueckenschmerzen-zu-viele-operationen-bei-bandscheibenvorfall-a-934529.hhtml), dann meldet das Statistische Bundesamt für das Jahr 2012 98.000 Operationen. Und das entspräche einem Zuwachs von 17 Prozent gegenüber dem Jahr 2015.

Wir hatten aus den Zahlen des GBE eine Steigerung von 14 Prozent über 14 Jahre ermittelt, die sich nicht allzu weit von diesen 17 Prozent befinden. Die 14 Prozent galten allerdings für die verschiedenen Formen der Erkrankungen an der Bandscheibe, nicht für die Zahl der Operationen.

Aber 14 Prozent hier und 17 Prozent mehr Operationen ergeben ein fast synchronisiertes Bild für diesen Bereich. Leider gibt es keinen exakten Hinweis oder Link zum Statistischen Bundesamt seitens des Beitrags, der die Angabe nachvollziehen lässt.

Meine eigene Suche nach Zahlen hier brachte folgendes Ergebnis:
Insgesamt gab es für das Jahr 2013 15.818.274 Operationen.

Operationen an der Lendenwirbelsäule und weiter unten liegende Bereiche (Kreuz- und Steißbein) nahmen Platz 4 ein = 275.290. Das sind aber nicht notwendigerweise alles Bandscheibenoperationen, da weder Kreuzbein, noch Steißbein Bandscheiben enthalten.

Etwas weiter unten in der Rangliste entdecken wir „Exzision von erkranktem Bandscheibengewebe“ mit 155.244 Operationen in dem besagten Jahr.

Wie kommt der „Spiegel“ auf 90.000 OPs und das aus dieser Quelle, die alleine schon bei dieser Spezial-OP auf stolze 155 Tausend kommt?

Was wir bei den bundesdeutschen Statistikern wiederfinden, das sind exakt die gleichen Zahlen des GBE für das Jahr 2013 (Diagnosedaten der Patienten und Patientinnen inKrankenhäusern (einschl. Sterbe- und Stundenfälle)), aber keine „verspiegelten“ Zahlen von 90.000.

Zahlen aus dem Ausland

Zahlen zu diesem Thema aus dem Ausland zu bekommen scheint noch schwieriger zu sein. Viele Studien und Statistiker beziehen sich auf Sonderfälle oder spezialisierte Themen in diesem Bereich.

Eine einzige Studie mit einer etwas wagen Aussage habe ich dazu  dann doch finden können: Sciatica: a review of history, epidemiology, pathogenesis, and the role of epidural steroid injection in management.

Die Autoren schätzen eine Inzidenz über die gesamte Lebenszeit von 13 bis 40 Prozent der Bevölkerung.

Allerdings sind die meisten Fälle keine chronischen Fälle und heilen selbst spontan aus, beziehungsweise sind mit Physiotherapie etc. gut zu behandeln.

Eine Arbeit aus dem Jahr 2006 (Prevalence of Herniated Intervertebral Discs of the Cervical Spine in Asymptomatic Subjects Using MRI ScansA Qualitative Systematic Review) führte eine Literaturrecherche durch.

Hier ermittelten die Autoren Arbeiten, die symptomfreie Probanden untersucht hatten, dass 20 Prozent der Untersuchten im Alter von 45 bis 54 Jahren, 35 Prozent von 55 bis 64 Jahren und 57 Prozent älter als 64 Jahre Bandscheibenvorfälle und -protrusionen zeigten.

Andere Autoren berichten von 10 Prozent unter 40 Jahren und 5 Prozent älter als 40 Jahre mit Bandscheibenvorfall. Eine Vielzahl von weiteren Arbeiten wird in dieser Übersichtsarbeit zitiert, bei der jede ein anderes Ergebnis zu berichten weiß.

Zum Schluss resümieren die Autoren der Literaturrecherche, dass bei Personen unter 40 Jahren eine Prävalenz für Bandscheibenschäden von 3 bis 10 Prozent anzunehmen ist. Diese erhöht sich mit dem Lebensalter auf 20 Prozent bis zum 54. Lebensjahr.

Durchschnittlich erhöht sich die Prävalenz von 5 Prozent auf 35 Prozent zwischen dem 40. und 64. Lebensjahr. Ob diese Zahlen wirklich belastbar sind, wage ich zu bezweifeln, da sie aus einem Pool von unterschiedlichen und widersprüchlichen Ergebnissen stammen.

So spricht eine andere Arbeit (Herniated lumbar disc) von nur 1 bis 3 Prozent Prävalenz in Finnland und Italien.

Was sicherer zu sein scheint, ist die Beobachtung, dass Männer zweimal so häufig betroffen sind als Frauen. Menschen mit Bandscheibenschäden im Alter zwischen 25 und 55 Jahren haben diese zu 95 Prozent im unteren Lendenwirbelbereich.

Bandscheibenschäden im darüber liegenden Bereich sind eher bei Menschen zu erwarten, die 55 Jahre und älter sind.

TAG+MED – facts about herniated discs berichtet, dass in einer Gruppe von 45-Jährigen, die nie an Rückenschmerzen zu leiden hatten, eine Untersuchung durch MRI Folgendes ans Tageslicht brächte:

  • 38 Prozent hätten erste Vorwölbungen
  • 37 Prozent Protrusionen
  • 11 Prozent Extrusionen mit Durchbruch durch den Knorpelring
  • 4 Prozent durch Prolaps beziehungsweise Extrusion bedingte Kompression des Nervengewebes.

Insgesamt, so glaubt die Webseite, haben 60 Prozent der symptomfreien Untersuchten eine Bandscheibenwölbung oder schlimmer.

Positiver Befund, aber falscher Fehler

Die andere Seite der Medaille ist ein positiver Befund, der sich aber als „schulmedizinische Ente“ erweist. Und da scheint es genau so bunt und lustig zuzugehen wie bei der Beurteilung, wie hoch die Inzidenz und Prävalenz von Bandscheibenschäden ist.

Unter Abnormal MRI in Pain-Free People werden eine Reihe von Studien zitiert, die dies belegen, und in einer Übersichtstabelle zusammengefasst:

Der Aussage dieser Tabelle zufolge sahen Boden et al. 20 von 100 Befunden mit einem positiven Befund für eine Bandscheibenvorwölbung als Fehldiagnose an.

Jensen et al. ermittelten falsch positive Befunde für Vorwölbungen von 52 Prozent, Prolaps von 27 Prozent und 1 Prozent immerhin noch für Extrusionen.

Insgesamt wurde bei 64 Prozent der positiven Befunde eine falsche Diagnose bezüglich der Pathologie der Bandscheiben erhoben. Vier weitere Autorenteams werden noch aufgeführt, die ebenfalls zu relativ unterschiedlichen Zahlen kommen.

Teilweise rühren die unterschiedlichen Ergebnisse daher, dass, wie auch angegeben, Patientenkollektive untersucht worden waren, die ein erhöhtes Risiko für Bandscheibenschäden haben, da sie im Beruf schwer heben müssen, einer primär sitzenden Arbeit nachgehen, Vibrationen regelmäßig ausgesetzt sind und so weiter.

Der ermittelte Durchschnitt der Ergebnisse, Boos et al. und Wood et al. ausgeschlossen, ergab, dass jeder dritte Befund für eine Vorwölbung der Bandscheibe eine Fehldiagnose war. 29 Prozent der ermittelten Protrusionen waren ebenfalls keine.

Extrusionen als denkbar auffälligste Form der Bandscheibenschäden wurden im Schnitt zu 9,5 Prozent falsch diagnostiziert. Und die gesamte Pathophysiologie wurde bei 60,5 Prozent der Patienten falsch eingeschätzt.

Nicht einmal die Nervenprobleme, die sich aus einem fortgeschrittenen Bandscheibenschaden entwickeln können, waren vor den Fehldiagnosen sicher, zumindest in 4 Prozent der Fälle.

Auffällig ist die Ähnlichkeit der Ergebnisse mit denen aus der oben zitierten TAG-MED Webseite.

Auch hier scheint die Konfusion die Oberhand zu haben: Während man bei TAG-MED den Ergebnissen der MRI-Untersuchungen Glauben zu schenken scheint, werden auf der zuletzt diskutierten Seite die Ergebnisse als „falsch positiv“ eingeordnet.

Damit erhebt sich die Frage, sind alle positiven Befunde als falsch zu werten, wenn der Patient vollkommen symptomfrei ist? Dann würde etwas mit der Diagnostik nicht stimmen können.

Oder gibt es das wirklich, dass Bandscheibenschäden vom Patienten unbemerkt bleiben, über lange Zeit, die später einmal anscheinend plötzlich symptomatisch werden?

Wenn ja, ab wann muss der Arzt mit Tat und Rat eingreifen, um dieses „Plötzlich“ zu verhindern?

Fazit

Es bleibt schwierig. Es bleibt konfus. Und die Zahlen, die man präsentiert bekommt, spiegeln eigentlich weniger die schulmedizinische Realität wider, sondern eher eine evidenzbasierte Verwirrung, die dem ganzen System zugrunde zu liegen scheint.

Denn die Schulmediziner scheinen noch nicht einmal zu wissen, ob ihre Diagnosen zutreffen oder nur falsch positiv sind, wenn sie etwas gefunden haben. Und wenn sie falsch positiv sind, dann sind 30 und 60 Prozent je nach Schädigung kein Ruhmesblatt für die Zunft.

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Quelle Bild 1: 123rf.com – Roberto Biasini
Quelle Bild 2: 123rf.com – ANATOLY SHEVKUNOV

Der Glaube an die Apparatemedizin und der Verlust der Selbstwahrnehmung


Medizinische Apparaturen in der Medizin gelten als ein weiterer „Durchbruch“ oder „Segen“ der Schulmedizin. In vielen Fällen ist dieser Anspruch berechtigt, vor allem, wenn es sich um die Notfallmedizin handelt.

Bei der Behandlung von chronischen Erkrankungen jedoch scheinen medizinische Gerätschaften nicht die Rolle zu spielen, die man ihnen aus verkaufstechnischen Gründen gerne zuweisen würde. Würde es ein Gerät geben, dass Diabetes, Hochdruck etc. symptomatisch behandeln könnte, dann hätten die Tablettenhersteller einen neuen Konkurrenten. Ein solches Gerät gibt es aber (noch) nicht. Dieses Manko haben die Gerätehersteller versucht zu kompensieren, indem sie die „Prophylaxe“ gerätetechnisch angehen.

Die sogenannte „Selbstvermessung“ für die Selbstoptimierung der eigenen Gesundheit ist ein neuer Boom, der Gesundheit und Lebensqualität steigern und garantieren soll. Pulszähler in Armbändern und Gurten, Spezialbrillen, Mehrzweckuhren, spezielle Laufschuhe, Textilien mit eingebauten Sensoren und vieles mehr, die man teilweise noch an Smartuhren anschließen kann.

Diese speziellen Aktivitäten spielen sich natürlich nicht in den heiligen Mauern der Schulmedizin ab, sondern können von jedem, der das nötige Kleingeld dafür übrig hat, selbst durchgeführt werden. Sie zeigen jedoch, dass der Glaube an die schulmedizinische Gerätemedizin stark zu sein scheint. Denn die meisten Selbstvermessungsgadgets machen im Prinzip das, was der gute Onkel Doktor in seiner Praxis diagnostisch auch mit seinen Patienten macht: Sie messen Blutdruck, Herzfrequenz, Blutzucker und so weiter.

Wer seiner diagnostischen Uhr diesen Glauben schenkt und mit der Ermittlung von diagnostisch relevanten Werten unter Alltagsbedingungen (nicht gerade ein Nachteil im Vergleich zur Momentan-Diagnose im Behandlungszimmer des Arztes) sein „Seelenheil“ zu finden glaubt, dem sei dieser Glaube gegönnt und empfohlen. Denn diese Form der permanenten Selbstdiagnose richtet keinen Schaden an und kann, wenn richtig durchgeführt, in der Tat wertvolle Hinweise liefern.

Aber mehr kann die private „Diagnostik“ nicht liefern. In der Medizin sind die Ansprüche natürlich deutlich höher angesetzt. Hier geht es auch nicht um Prävention, sondern um die Erkennung von Erkrankungen. Und da gibt es eine Reihe von Apparaturen, die einmal entstandene Schäden sichtbar machen können – oft auch, obwohl der Patient sich subjektiv ohne Beschwerden durchaus wohl fühlt. Da kann es sein, dass man als Patient gesund zu einer Vorsorgeuntersuchung geht und diese als schwerkranken Fall wieder verlässt. Und das oft zu Unrecht:

Dies sind einige Beispiele, wo die Gerätemedizin und der Glaube an deren „Allwissenheit“ in Sachen Diagnose zu einiger Verwirrung und möglicherweise auch Unheil geführt haben.

Noch mehr Glaube und noch mehr Unheil?

Rückenschmerzen sind auch so eine „beliebte“ Indikation, wo die Gerätemedizin gerne eingesetzt wird. Sehr häufig sind Rückenschmerzen aber keine „Erkrankung“ im eigentlichen Sinne, sondern ein Notsignal für andere unphysiologische Ereignisse.

Und solche Zusammenhänge lassen sich nicht mit den besten Geräten darstellen. So können Rückenschmerzen auftreten, die ihren Ursprung überhaupt nicht im Rücken haben, sondern zum Beispiel die Bauchspeicheldrüse betreffen (Pankreatitis, Pankreaskrebs etc.). Auch andere Krebserkrankungen können sich durch Rückenschmerzen als „Vorboten“ zu erkennen geben. Zu weiteren möglichen Ursachen von Rückenschmerzen siehe meinen Beitrag „Rückenschmerzen“.

Wenn ein Patient mit Rückenschmerzen in eine schulmedizinische Praxis kommt, dann wird natürlich erst einmal der Rücken untersucht und versucht, dort die Ursache für die Schmerzen zu finden. Aus Sicht der Gerätemedizin kommen dann CT und/oder MRT zum Einsatz. Diese Verfahren „fotografieren“ das Innere des Rückens und versuchen herauszufinden, ob hier Veränderungen zu beobachten sind, die die Schmerzen erklären.

Ein solches Vorgehen ist immer dann von Erfolg gekrönt, wenn es diese Veränderungen wirklich geben sollte. Tumore, die auf die Wirbelsäule drücken, zum Beispiel lassen sich zuverlässig darstellen. Knochenbrüche, bestimmte Formen von Verschleißerscheinungen, Osteoporose und so weiter ebenso. Diese Ursachen jedoch sind keine vorübergehenden Erscheinungen. Sie bestehen beziehungsweise bestanden über längere Zeiträume und lassen sich deshalb gut von bildgebenden Verfahren darstellen.

Für die sogenannten „idiopathischen“ Rückenschmerzen gilt dies nicht. Diese Rückenschmerzen werden deshalb „idiopathisch“ genannt, weil der Arzt keine erkennbare Ursache ermitteln kann, auch nicht mit Hilfe des Einsatzes der Gerätemedizin. Warum kann der Arzt nichts feststellen? Antwort: Weil die Ursache sich nicht fotografisch einfangen lässt. Zu rund 90 Prozent der Fälle kann man auf den Einsatz von CT und MRT verzichten.

Denn Rückenschmerzen können bei bestimmten Körperhaltungen auftreten, was den Geräten verborgen bleibt. Die treten auf und gehen wieder. Auch hier ist der medizinische „Fotoapparat“ überfordert, den Grund für das Auf- und Abtreten der Schmerzen darzustellen. Und die meisten Rückenschmerzen treten eher bei Bewegungen auf als in Ruhe, die unbedingt eingehalten werden muss, wenn man unter eine CT- oder MRT-Maschine gelegt wird.

Am besten lässt sich dies an einem anderen medizinischen Beispiel erklären. Es gibt keinen einzigen Menschen auf der Welt, der einen konstant gleichen Blutdruck hat (nur Tote haben einen konstanten Blutdruck von 0/0). Der Blutdruck passt sich im Wesentlichen der augenblicklichen Belastungssituation an. Muss der Mensch rennen, dann steigt auch der Blutdruck, um den Versorgungsansprüchen der Organe gerecht zu werden. Ruht der Mensch, wird weniger Energie verbraucht, was auch eine geringere Versorgung der Organe erfordert – der Blutdruck wird hier deutlich geringer sein als in der Belastungssituation.

Daher sind Blutdruckmessungen immer nur Momentaufnahmen, die in Relation gesetzt werden müssen zur augenblicklichen Situation als die Messung erfolgte. Andernfalls werden Blutdruckwerte von 200/90 bei Belastung als behandlungsbedürftig eingestuft, obwohl sie in diesem Fall physiologisch sinnvoll und notwendig sind. Solche Blutdruckwerte in Ruhe dagegen sind in der Tat mehr als „verdächtig“.

Bei den Rückenschmerzen verhält es sich im Wesentlichen ähnlich. Der Rücken jedes Menschen verändert sich im Tagesprofil, was sich auch in MRTs nachweisen lässt. Aufgrund solcher MRTs weiß man heute, dass circa 30 Prozent der Bandscheibenvorfälle ohne erkennbare Schmerzen existieren.Oder mit anderen Worten: Ohne ein MRT wüssten die stolzen Besitzer dieser Vorfälle überhaupt nicht, dass sie einen Schaden haben.

Aber das Bild gibt nicht zu erkennen, warum es sich hier um eine schmerzfreie Schädigung handelt. Laut MRT müssten diese Patienten unter erheblichen Schmerzen leiden, was aber nicht der Fall ist. Und weil die Geräte nicht lügen, kommen die Ärzte nicht selten zu dem Ergebnis, dass behandelt werden muss, gleichgültig ob der Patient Schmerzen hat oder nicht.

Und weil viele Formen der Rückenschmerzen eher in der Bewegung auftreten, die Diagnosegeräte aber den Patienten nur in Ruhe „ablichten“ können, kann man auch keine Aufschlüsse über die Ursachen für solche Rückenschmerzen erwarten. Was hier eher zählt als die anscheinend evidenzbasierte Wissenschaft der Schulmedizin von objektiven Gegebenheiten ist die vollkommen unwissenschaftliche Subjektivität der Patienten.

Denn der kennt seinen Körper besser als jedes MRT (und der Arzt). Der Patient weiß, wann und wie stark sein Rücken schmerzt. Er kennt die Situationen und Bewegungen, die er vermeiden muss, um somit Schmerzen zu vermeiden. Diese Beobachtungen von Seiten der Patienten haben diagnostisch einen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit höheren Wert als MRT und CT, die diese Informationen nicht liefern können.

Wer ist der Schuldige?

Es wäre „ungerecht“, den „Allmachtsglauben“ an die Gerätemedizin nur den Medizinern anzudichten. Es gibt genügend Patienten, die diesen Glauben teilen und in der Praxis für sich vehement einfordern. Die Psychotherapeutin Barbara Sperner-Unterweger vom psycho-onkologischen Team der Medizin-Uni Innsbruck bestätigt, dass viele Patienten sehr große Hoffnungen in die Gerätemedizin setzen, aber manchmal auch mit Erwartungen, die nicht realistisch sind.

Auf der anderen Seite wird speziell bei dem Problem „Rückenschmerzen“ jetzt auch in der Schulmedizin die Bremse angezogen. Man scheint eingesehen zu haben, dass die Geräte doch nicht allmächtig sind und durchleuchten nur in bestimmten Situationen sinnvoll ist. So wurde im Jahr 2010 von der Bundesärztekammer, den Kassenärztlichen Vereinigungen und den entsprechenden Fachkreisen eine „Nationale Versorgungsleitline Kreuzschmerz“ veröffentlicht.

http://www.leitlinien.de/nvl/kreuzschmerz.

Eine Zusammenfassung für den Hausarzt gibt es hier: http://www.allgemeinmedizin.med.uni-goettingen.de/en/images/2011_Chenot_VLL_Kreuzschmerzen.pdf

Prof. Froböse betrachtet eine gute Anamnese (Krankengeschichte) als ein wichtiger Faktor für eine gute Behandlung. Der Arzt sollte nach seiner Meinung eine ausführliche Befragung des Patienten vorne anstellen. Dabei sollte er nach den Symptomen fragen und um welche Form von Schmerz es sich handelt. Weitere Fragen sollten Vorerkrankungen, Tagesablauf und Gewohnheiten beim Patienten und die aktuelle Lebenssituation abklären.

Für ihn sind die seelischen Aspekte nicht selten wesentlich mit entscheidend bei der Entstehung von Rückenschmerzen. Ich hatte dies in ähnlicher Weise diskutiert in meinem Beitrag „Bandscheiben: Bandscheibenvorfall und Bandscheibenvorwölbung“ unter dem Kapitel „Sprache der Symptome“. Hier scheinen psychosomatische Vorgänge nicht selten eine bedeutsame Rolle zu spielen.

Und von daher bezeichnet Prof. Froböse die Selbstwahrnehmung und die daraus folgenden Schilderungen der Patienten als „viel wertvoller als eine Aufnahme im MRT“. Auch für ihn kommen MRT und CT erst dann zum Einsatz, wenn Rückenbeschwerden über drei Monate anhalten und drohen, chronisch zu werden. Ansonsten sind gegebenenfalls Medikamente für den Anfang Mittel der Wahl und Bewegung, wie Krankengymnastik. Laut seinen Erfahrungen reicht dies oft, um Kreuzschmerzen im Verlauf von vier bis sechs Wochen aus dem Leben der Patienten zu verbannen.

Fazit

Ein Silberstreifen leuchtet am orthopädischen Horizont. Es gibt ernsthafte Bemühungen, den Allmachtsglauben an die Apparatemedizin zu durchbrechen, zumindest in Bezug auf Rückenbeschwerden. Und es gibt dazu sogar schon eine Leitlinie, die sehr sinnvoll zu sein scheint.

Das Ganze ist aber noch „ausbaufähig“ um weitere Komponenten in Sachen Diagnostik und Therapie. Aber immerhin ist man inzwischen weg von den alten Empfehlungen, die Patienten in einen Apparat zu stecken, der dem Arzt sagt, oder auch nicht, was dem Patienten fehlt und dann die Rückensymptome mit Spritzen und Chemie zu behandeln.Sie finden diese Beiträge interessant?

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Resistenzenbildung durch Antibiotika ist Realität


Der Gebrauch von Antibiotika ist inzwischen so gewaltig, dass die Gefahr von Resistenzbildungen keine Gefahr mehr sind, sondern gefährliche Realität. Ein Artikel des „Spiegel“ vom 2.6.2015 („Studie zu Todesursachen: Resistente Keime bald gefährlicher als Krebs“) bringt dazu interessante Zahlen und Fakten.

Interessant ist hier, dass man sich dieses Themas inzwischen auch in der Politik angenommen hat. Denn die Kanzlerin selbst hat sich dieses Problem auf die Tagesordnung gesetzt und will es in den G7-Gipfel einbringen. Andere Politiker sind besorgt und warnen vor einem Rückfall in das Zeitalter vor der Entdeckung von Antibiotika.

Aber auch Mediziner sind besorgt, wie zum Beispiel das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité in Berlin. Denn das Institut ermittelte, dass derzeit jährlich weltweit rund 700.000 Menschen an therapieresistenten Infektionen sterben. Weiter ermittelten die Berliner in einer Hochrechnung, dass im Jahr 2050 rund 10 Millionen Menschen jährlich aufgrund resistenter Infektionen sterben werden, wenn keine Gegenmaßnahmen getroffen werden.

Die entsprechenden Zahlen für Europa lauten demzufolge, dass die Zahl der Toten heute von 23.000 auf 400.000 klettern würde. Wenn es dann so weit ist, dann hätte die Mortalität durch Infektionen die Krebsmortalität deutlich überholt.

Weiter im „Spiegel“-Text heißt es, dass in Deutschland jährlich zwischen 400.000 und 600.000 Patienten durch eine medizinische Behandlung eine Infektion erleiden. Und davon sterben 15.000. Es gibt noch andere Schätzungen, die ein etwas schöneres Bild ergeben, mit „nur“ 2000 bis 6000 Toten. Eine andere Schätzung, die der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, spricht von 30.000 Toten.

BlaBlaBla – Alle wissen Bescheid aber keiner tut was

Es liest sich ein wenig wie das „heitere Beruferaten“. Oder mit anderen Worten: Jeder glaubt zu wissen, warum es therapieresistente Keime gibt. Aber keiner scheint zu wissen, welche praktischen und konkreten Konsequenzen sie haben.

Denn das Bekenntnis, dass viel zu viel Antibiotika verordnet werden als Ursache für die Resistenzbildung, ist ein absolutes Armutszeugnis für die Schulmedizin, die anscheinend trotz besseren Wissens Antibiotika „verpulvert“, dass sich die Balken biegen.

Und laut „Spiegel“-Artikel sind nicht die Mediziner die Verursacher der Antibiotika-Flut. Nein, der Patient ist es, der den Antibiotikakonsum ankurbelt, weil der auch beim Schnupfen ein Antibiotikum verschrieben haben will (sonst wechselt er den Arzt). Dieses Szenario entspricht in gewisser Weise der Realität. Aber das ist nicht das eigentliche Problem.

Das wirkliche Problem: Massentierhaltung!

Das wirkliche und schwerwiegendere Problem kommt in diesem Artikel nur in einem Nebensatz zur Sprache: Die Massentierhaltung und der weitaus höhere Einsatz von Antibiotika in diesem Sektor (es ist aber noch nicht bekannt, dass die Zuchttiere nach Antibiotika verlangen oder sie wechseln den Züchter).

Statt dessen kommt der Vorstandschef von Bayer zu Wort, der erklärt, dass „die Pharmaindustrie zu wenig Anreize habe, neue Antibiotika für die Patienten zu entwickeln“. Oder mit anderen Worten: 10 Millionen Tote weltweit stellen für diese Firma keinen Anreiz dar! Der Anreiz liegt für diese und andere Firmen ja auch ausschließlich auf einer anderen Ebene. Und so kommt dann das, was der Vorstandschef als Anreiz sieht, auch schnell auf den Tisch: „Ich rechne mit einem multinationalen Fond für die Antibiotika-Forschung.“

Übersetzt: Der Staat soll die Antibiotika-Forschung der Pharmaindustrie finanziell unterstützen.

Womit?

Mit Steuergeldern.

Kennt man ja so ähnlich von der „Bankenrettung“ 2008 / 2009: Erst die Gelder verzocken, Millionen Boni einstreichen und den Schaden von den Bürgern (Staat)zahlen lassen.

Die Pharmafirmen wollen das natürlich auch: Diese kreieren dann neue Antibiotika, die dann für teures Geld an die Patienten verkauft werden.

Damit kassiert die Pharmaindustrie zweimal. Und zweimal Kassieren ist der Anreiz, auf den diese Industrie reagiert.

Wie zum Beispiel Bayer auf finanzielle Anreize reagiert und welche Methoden die Firma dabei auf Lager hat, das können Sie hier nochmals nachlesen: Tödlicher Ausverkauf: Wie AIDS nach Asien exportiert wurdeund Der Lipobay-Skandal.

Und weil man mit der Panikmache so nett vom eigentlichen Problem ablenken kann, springt der Bundesinnenminister mit auf den Zug und mahnt „jeden Einzelnen“ zu helfen, Resistenzbildungen vorzubeugen, indem er auf ein Antibiotika-Rezept bei Schnupfen (und abstehenden Ohren) verzichtet.

In den USA ergibt sich ein sehr ähnliches Bild. Der Beitrag von Dr. Mercola Antibiotic Use Can Have Adverse Short- and Long-Term Health Ramifications geht aber gleich zu Beginn auf den wahren „Sünder“ dieser Entwicklung ein: Die Massentierzucht.

Erst einmal erfahren wir hier die gleichen Zahlen bezüglich der projizierten Toten im Jahre 2050 wie sie auch der „Spiegel“ benannt hat. Dieser Trend ist deshalb abzusehen, da eine Reihe von Antibiotika bei etlichen Infektionen schon heute nicht mehr wirksam sind. Als Beispiel nennt Dr. Mercola einen Beitrag aus WebMD: Antibiotic-Resistant Typhoid Spreading Abroad.

Empfohlen wird statt dessen eine Impfung, falls man in bedrohte Gebiete reisen wollte. Aber es gibt Grund zu der Annahme, dass Impfungen anstelle von unwirksamen Antibiotika nichts anderes ist, als den Teufel mit seiner eigenen Großmutter austreiben zu wollen.

Gonorrhöe (Tripper) ist eine weitere Infektion, die sich langsam und sicher seit den späten 1970er Jahren zu einem immer resistenteren Problem entwickelt hat. Denn Penicillin und Tetracycline sind schon seit den 1980er Jahren kaum noch wirksam.

Da bleiben als nächste Alternative nur noch Fluorchinolone mit Nebenwirkungen – Ein ärztliches Rezept für Desaster übrig. Und die zeigen auch schon ihre ersten Ausfallerscheinungen. Heute scheint als einzig noch wirksame Medikation der Einsatz von Cephalosporinen zu helfen. Aber wie lange noch?

Der Einsatz von Antibiotika bei Kindern scheint zudem noch mit einem weiteren Problem verbunden zu sein. In Science Daily erfahren wir: Infant antibiotic use linked to adult diseases, also:  Der Einsatz von Antibiotika bei Kindern steht im Zusammenhang mit Erkrankungen im Erwachsenenalter. Dieser Zusammenhang kommt gleich im Dreier-Pack.

Denn die Gabe von Antibiotika bewirkt eine Dezimierung der Darmflora, was die Immunlage des Betroffenen verschlechtert und damit die Anfälligkeit für Infektionen signifikant erhöht und in späteren Lebensjahren zu AllergienAutoimmunerkrankungen und sogar Übergewicht führen kann. Hier kommen also neben den Resistenzbildungen noch zusätzliche Erkrankungen auf die Patienten von morgen zu, die allesamt auf den freizügigen Einsatz von Antibiotika zurückzuführen sind.

In einem anderen Beitrag (Do Antibiotics in Animal Feed Pose a Serious Risk to Human Health?) von Dr. Mercola vom Juli 2013 wird das viel heftigere Problem angesprochen. Während ich mich beim Arzt als Patient für oder gegen den Einsatz von Antibiotika entscheiden kann, ist der Antibiotika-Verzehr über die Massentierhaltung nicht so einfach umgehbar. Immer wenn ich ein Steak oder Hähnchenkeule aus der Massentierzucht auf dem Teller habe, esse ich unsichtbare Antibiotika mit, ob ich es will oder nicht. Es handelt sich zwar um subtherapeutische Dosen.

Aber bei einem durchschnittlichen Fleischverzehr von etlichen Kilos im Jahr kommt auch in Sachen Antibiotika eine nicht zu vernachlässigende Menge zusammen.

Und das sind Substanzen, die der Organismus absolut nicht benötigt. In den USA, und ich schätze, dass es in unseren Landen ähnlich aussieht (Eier-Tanz um Antibiotika-Hühner und Billige Nahrungsmittel teuer bezahlt), werden jährlich 15 Millionen Kilogramm Antibiotika an die Masttiere verfüttert. Das sind rund 80 Prozent des gesamten Antibiotikabedarfs der USA im Jahr. Für den medizinischen Einsatz beim Menschen werden 3 Millionen Kilogramm jährlich benötigt.

Die 80 Prozent Antibiotika in der Massentierzucht werden jedoch nicht benötigt, weil die Tiere alle krank wären oder krank zu werden drohten, alldieweil sie auf engstem Raum zusammengepfercht sind. Vielmehr sind Antibiotika in subtherapeutischen Dosen in der Lage, das Wachstum der Zuchttiere künstlich zu beschleunigen, so dass der Züchter einen schnelleren Turn-over erzielt und damit mehr Umsatz.

Und gerade subtherapeutische Dosierungen über lange Zeiträume gegeben sind der ideale Boden, auf dem Bakterien sich an die veränderten Gegebenheiten durch Mutation und Selektion anpassen können. Aber die Repräsentanten der Fleischindustrie sehen hier natürlich keine Probleme und leugnen teilweise sogar Zusammenhänge, die heute schon als erwiesen gelten. Die Tabakindustrie glaubt ja heute auch noch, dass ihre Produkte Lungenkrebs heilen und nicht verursachen.

In Dänemark dagegen hatte man schon vor rund 14 Jahren den Antibiotika-Verbrauch drastisch bei der Schweinezucht eingegrenzt. Der Erfolg stellte sich dann auch bald ein. Denn schon nach geraumer Zeit konnten man einen deutlichen Rückgang an antibiotikaresistenten Keimen in Tieren und Fleischprodukten verzeichnen. Während die Fleischindustrie in den USA keine Alternative zu den Antibiotika und das Geschäft ohne die Medikamente schon am Boden liegen sieht, zeigte sich in Dänemark, dass das genaue Gegenteil davon eingetreten war.

Denn in den ersten 12 Jahren des restriktiven Einsatzes wuchs die Schweinezuchtindustrie um 43 Prozent und wurde zu einem führenden Exporteur von Schweinefleisch weltweit. Die amerikanische Industrie dagegen will auf Antibiotika auf keinen Fall verzichten.

Denn das würde die Produktionskosten um geschätzte 5 Dollar für circa 50 Kilogramm Schweinefleisch erhöhen.Sie finden diese Beiträge interessant? Dann fordern Sie unverbindlich meinem kostenlosen Gesundheits-Newsletter an. Sie bekommen dann hochwertige Inhalte zugesendet.

Richtig Trinken – Entscheidende Frage dabei: Kommt das Wasser in den Zellen an?


Viele Patienten, vor allem die im fortgeschrittenen Alter, haben oft ein noch öfter unterschätztes Problem: Sie haben ein reduziertes Durstempfinden und trinken demzufolge viel zu wenig. Und das bisschen, was getrunken wird, fördert eine weitere Dehydrierung.

Dazu gesellt sich dann noch die Problematik, dass das uns zur Verfügung stehende Wasser auch nicht immer die Qualität mit sich bringt, die für eine Gesundheitspflege notwendig ist. Über diesen Sachverhalt hatte ich eine Reihe von Beiträgen veröffentlicht:

Hydrierung und Rehydrierung – mehr als nur Wasser trinken

Bei der Hydrierung ist das Trinken von Wasser nur „die halbe Miete“. Denn die Hydrierung ist nicht nur abhängig von der Menge des getrunkenen Wassers/Flüssigkeit, sondern auch von der Qualität desselben. Resorbiert wird die Flüssigkeit im Dünndarm, und vor allem im hinteren Teil des Dickdarms. Dies ist eine weitere wichtige Aufgabe des gastrointestinalen Systems, um uns vor dem „Austrocknen“ zu schützen.

Es bleibt dann die Frage, wie die Flüssigkeit vom Darm ins Blut und von dort an den eigentlichen Zielort, in die Zellen gelangt. Als allgemein akzeptierte Richtlinie, derzufolge man ausreichend hydriert sein soll, gilt die Empfehlung, dass der Urin eine champagnerartige Farbe haben soll. Dunkler Urin ist ein Zeichen für eine Unterversorgung mit Flüssigkeit. Leider ist diese gut gemeinte Richtlinie mit einem entscheidenden Nachteil behaftet: Sie sagt etwas über den Grad der Hydrierung im Blut aus, aber nichts über den Grad der Hydrierung in den Zellen.

Rund zwei Drittel unseres Körpers besteht aus Wasser. Und rund zwei Drittel davon befinden sich im Lymphsystem und in den Zellen. Mit fortschreitendem Alter besteht die Tendenz, dass die Aufnahme von Wasser in die Zellen mehr und mehr eingeschränkt ist. Es gibt sogar die Meinung, dass der intrazelluläre Verlust von Flüssigkeit den Alterungsprozess vorantreibt. Dies lässt sich nur schwer von der Hand weisen, da über das Wasser hauptsächlich intrazelluläre Toxine und Oxidantien aus den Zellen und aus dem Körper entfernt werden. Wird dieser Mechanismus behindert, dann kommt es zu einem schnelleren Zelltod, was sich in einem beschleunigten Altern zeigt.

Dies zeigt, wie wichtig es ist, die Zellen zu hydrieren. Dazu ist das Trinken von Wasser alleine keine Garantie. Wenn dann noch statt Wasser Flüssigkeiten eingenommen werden, die mit unphysiologischen „Zutaten“ versehen sind, zum Beispiel Zucker, dann darf man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass hier statt hydriert dehydriert wird. Für die intrazelluläre Hydrierung ist dies eine Katastrophe.

Dr. Mercola (How to Hydrate at the Cellular Level to Improve Health) zitiert hierzu einen Arzt und Wissenschaftler, Dr. Bush. Dieser erklärt, dass Hydrierung/Dehydrierung und Entzündungsprozesse eng miteinander verbunden sind. Chronische Entzündungen beruhen auf einer Akkumulation von Oxidantien innerhalb der Zellen und im entsprechenden Maße in den Blutgefäßen. Der Grund hierfür ist der Mangel an Interaktion von Wasserstoffionen, die in diesem wässrigen System sind. Wasser ist einer der Hauptträger für Wasserstoffionen. Diese beeinflussen praktisch jedes Signalsystem in unseren Organismus.

Besonders davon betroffen sind die Mitochondrien, die für die Produktion von ATP zuständig sind. Der letzte Schritt in der Produktionskette verdeutlicht noch einmal die Bedeutung von Wasser. Die Umwandlung von ADP zu ATP benötigt vier Wasserstoffionen, zwei Sauerstoffionen und zwei Elektronen, also ein „Paket“ von zwei Molekülen Wasser (H2O). Treten hier Störungen auf, dann kommt es zu einer verminderten Konvertierung zu ATP. ADP als Energieträger ist vom Organismus nicht oder nur sehr eingeschränkt verwertbar. Und ohne ATP bleiben eine Reihe von zellulären Funktionen auf der Strecke, die so weit reichende Folgen haben können, dass Zellen entarten oder absterben.

Neben den Wasserstoffionen im Wasser haben die Sauerstoffionen ebenfalls eine entscheidende Funktion bei der Produktion von ATP. Sie dienen in der Elektronentransportkette als Elektronenakzeptoren, ohne die diese Kette zusammenbrechen würde. Das Ergebnis auch hier: Kein ATP und ein damit verbundener Zusammenbruch physiologischer Vorgänge.

Der Nachteil von Sauerstoff ist, dass dieses Element ein starkes Oxidans ist. Der oxidative Stress, der von Sauerstoff ausgeht, kann zelluläre Vorgänge stören, Strukturen der Zellen zerstörung etc. Neben den Antioxidantien ist Wasser in der Lage, diese unvorteilhaften Eigenschaften abzufedern. Wasser ist hier der mitochondriale Sauerstofflieferant, der den Sauerstoff dort abliefert, wo er gebraucht wird und nicht wo er Schaden anrichten kann.

Dies kann nur erfolgen, wenn ein entsprechend physiologisches Gleichgewicht zwischen Sauerstoffionen und Wasserstoffionen vorliegt, wie dies im Wasser der Fall ist. Zusatzstoffe im Wasser, wie Verunreinigungen etc., können dieses Gleichgewicht potenziell so stören, dass das Wasser zur Quelle von oxidativem Stress wird. Dieser oxidative Stress wird vom Organismus mit Entzündungsreaktionen beantwortet, die ihrerseits wiederum freie Radikale bilden, die den oxidativen Stress weiter erhöhen und für entsprechend ausgedehnte Schäden sorgen.

Wie messe ich den Grad der intrazellulären Hydrierung?

Laut Dr. Bush gibt es eine Methode, den Grad der intrazellulären Hydrierung zu bestimmen. Dies lässt sich mithilfe der bioelektrischen Impedanzanalyse vollziehen. Dazu werden Elektroden am Handgelenk, den Fingern, dem Fußgelenk und den Zehen angebracht, die den elektrischen Widerstand messen. Die Werte geben dann Aufschluss über die Fähigkeit der Zellen beziehungsweise ihrer Membranen, elektrische Ladungen aufrechtzuerhalten, was wiederum Aufschluss gibt über den Grad der Hydrierung.

Die elektrische Ladung von Zellmembranen ist ein wichtiger Parameter, der Aussagen über die intrazelluläre Hydrierung macht. Laut Dr. Bush ist ein Wert von 7 und geringer (theoretisch von 0-10) immer mit einer Reihe von gesundheitlichen Beschwerden verbunden. Ein Wert ab 3,5 und weniger ist mit dem Leben nicht mehr vereinbar. Laut seinen Erfahrungen sieht er bei seinen Krebspatienten durchgehend Werte von 4,5 und darunter.

Dies gibt Grund zu der Annahme, dass die Entstehung von Krebskrankheiten nicht vollkommen unabhängig vom Grad der Hydrierung zu sein scheint (um es etwas vorsichtig auszudrücken). Die mit der Dehydrierung der Zelle verbundene Akkumulation von Toxinen in der Zelle ist ein weiterer Faktor, der die Zelle zum Untergang verurteilt. Gesunde Impedanzwerte liegen zwischen 6 und 8, wobei 10 das Optimum darstellt.

Verbesserung der Impedanzwerte = Hydrierung der Körperzellen

Ausreichende Mengen an sauberen Wasser zu trinken ist eine Grundvoraussetzung. Wenn man bei sich feststellt, dass man zu wenig trinkt (dazu ist eine Art „Trink-Tagebuch“ nützlich), dann lässt sich als Pi-mal-Daumen-Regel empfehlen, die Trinkmenge langsam zu steigern, bis dass man bei einem Volumen von 35 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht angekommen ist.

Unter Umständen ist eine Menge von 25 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht bereits ein spürbarer Fortschritt, besonders wenn es sich um ältere Mitmenschen handelt.

Viel höhere Mengen zu konsumieren, um eine „gewaltsame“ Hydrierung zu erreichen, macht wenig Sinn, da die überschüssigen Mengen an Wasser relativ schnell über den Urin wieder ausgeschieden werden. Und wenn dazu noch Probleme mit der elektrischen Ladung der Zellmembranen gegeben sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit für einen reibungslosen Transport von Wassermolekülen in die Zelle signifikant eingeschränkt. Hier beginnt die qualitative Seite der Hydrierung, die auf einer quantitativ ausreichenden Versorgung mit beruht.

Dr. Mercola empfiehlt hier die Einnahme von hydrierten Huminsäure-Komplexen, wozu ich allerdings keine wissenschaftlichen Aussagen habe finden können. Im Boden haben Huminsäuren eine wichtige Funktion als natürlicher Ionenaustauscher, die basische Stickstoffverbindungen fixieren, die dann mit Kationen ausgetauscht und freigesetzt werden. Ich vermute, dass dieses Konzept nicht nur in den Böden, sondern auch im molekularen Bereich des Organismus so funktioniert.

Eine weitere Empfehlung ist die Reduktion der elektromagnetischen Strahlung (EMF). Elektromagnetische Strahlung interagiert mit Ionen, was sich für die elektrische Ladung der Zellmembranen als Nachteil erweist. So kann dann über den Einfluss der EMF das Potenzial der Zellmembranen so verändert werden, dass die Funktionalität der Zellmembran beeinträchtigt wird.

In dem Beitrag „Elektromagnetische Felder: Handystrahlung, WLAN & Co.“ diskutiere ich das krankmachende Potenzial elektromagnetischer Felder. In der Diskussion um die EMF wird von den Gegnern immer wieder vorgebracht, dass diese Strahlung Krebs verursachen kann.

Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass DNA-Schäden durch diese Strahlung erzeugt wird. In der Diskussion weiter oben von Dr. Bush scheint jetzt klar zu werden, welcher Mechanismus hier zur Entstehung von Krebserkrankungen aufgrund von EMF zugrunde liegt: die Störung der Membranfunktion durch die Strahlung und damit die Dehydrierung der Zelle und Akkumulation von Toxinen in der Zelle.

Aber auch andere „Komponenten“ können die Stabilität der Zellmembran unterminieren. Dazu zählen Umweltgifte, inklusive Pestizide (Glyphosat), Alkohol und Medikamente, wie zum Beispiel die nichtsteroidalen Entzündungshemmer/Antirheumatika: Kardiovaskuläre Risiken durch Diclofenac.

Das berühmteste und berüchtigtste Medikament aus dieser Riege ist das inzwischen vom Markt genommene Vioxx: Der Skandal um Vioxx-Studien der Firma Merck. Aber auch andere Substanzen aus dieser Substanzklasse scheinen auf Vioxx-Spuren zu wandeln: Populäres Schmerzmittel so tödlich wie Vioxx?

In einem noch nicht veröffentlichten Beitrag von mir über die „Erdung“ erkläre ich, warum das Barfußlaufen eine gesunde Angelegenheit ist. Der Kontakt der Füße mit dem Boden führt zu einem Austausch von Erd-Ionen mit dem Körper, was anscheinend nicht nur antioxidative Effekte mit sich bringt, sondern möglicherweise auch das elektrische Potenzial von Zellmembranen der Körperzellen stabilisiert.

Fazit

Genügend sauberes Wasser trinken ist ein guter Anfang, aber erst die „halbe Miete“. Die Hydrierung von Körperzellen verläuft wesentlich komplizierter als das Trinken von Wasser. Die Wassermoleküle müssen die Zellmembran überwinden, wobei elektrische Potenziale der Zellmembran und Ladungszustände innerhalb und außerhalb der Zelle eine Rolle spielen.

Ist dieses Gleichgewicht gestört, dann gelangt nicht genug Wasser in die Zelle. Gleichzeitig können Abfallstoffe, die bei der Energieproduktion immer anfallen, nicht optimal entsorgt werden. Resultat: Beeinträchtigung der Zellfunktionen und gegebenenfalls Zelltod.

 

Psychoneuroimmunologie – Wie ihr Gehirn und ihr Immunsystem zusammenarbeiten


Die Psychoneuroimmunologie ist eine Wissenschaft, die 1975 vom dem Psychologen Robert Ader und dem Immunologen Nicholas Cohen aus der Taufe gehoben wurde. Das Experiment dazu war ein klassischer Konditionierungsversuch an Ratten.

Die beiden Wissenschaftler nahmen mit Saccharin gesüßtes Wasser und injizierten gleichzeitig das Zytostatikum Cyclophosphamid, das bei den Tieren unweigerlich Übelkeit und Geschmacksveränderung auslöst und die Immunabwehr beeinträchtigt. Nachdem die Tiere eine Weile dieses Wassergemisch, begleitet von den Injektionen, hatten zu sich nehmen müssen, gaben die Wissenschaftler nur noch das gesüßte Wasser ohne die zusätzlichen Injektionen.

Sie waren überrascht, als sie sahen, dass einige Ratten danach starben, obwohl das Zytostatikum fehlte. Daher vermuteten sie, dass die Ratten an einer psychologisch bedingten Immunschwäche starben, ausgelöst durch den Verzehr von Saccharin-Wasser. In der Folge untersuchten sie diese Hypothese und konnten nachweisen, dass neuropsychologische Faktoren in der Tat zu einer Beeinträchtigung des Immunsystems bei konditionierten Tieren führte.

Mit anderen Worten: Das Signal, das über das Nervensystem, in diesem Fall der Geschmack, dem Gehirn zugeführt wird, hat auch im Nachhinein einen nachhaltigen Effekt auf das Immunsystem, wenn es zuvor von negativen physiologischen Ereignissen (Zytostatikum-Injektion) begleitet wurde. Diese Ergebnisse wurden in der Folge von anderen Wissenschaftlern reproduziert, so dass das Ergebnis von Ader und Cohen nicht mehr als Zufallsergebnis einzustufen ist. Und das war die Geburtsstunde der Psychoneuroimmunologie.

Wie Gehirn und Immunsystem vernetzt sind

Es gibt die Auffassung und inzwischen auch eine Reihe von Hinweise für deren Richtigkeit, dass eine positive, optimistische Einstellung die Grundlage für ein längeres und gesünderes Leben ist. Oder anders herum: Eine negative, pessimistische Einstellung kann lebensverkürzend wirken und/ oder Krankheiten fördern.

Und es gibt Studien dazu: Optimists vs pessimists: survival rate among medical patients over a 30-year period. Diese Studie wurde an der Mayo Klinik im Jahr 2000 mit 839 Patienten durchgeführt. Sie kam zu dem Schluss, dass eine pessimistische Grundhaltung mit einer signifikant erhöhten Mortalität verbunden ist. Natürlich wurde in dieser Studie keine Aussage gemacht, worauf dieser Mechanismus beruht.

In den 1960er Jahren gab es einen Journalisten, der als der Begründer der „Lachtherapie“ gilt,  Norman Cousins. Sein Arzt stellte 1964 bei ihm eine chronische Entzündung der Wirbelsäule fest, die sich Jahre später als „Morbus Bechterew“ manifestierte. Man erklärte ihm, dass seine Chancen zur Heilung bei 1 zu 500 lagen. Darauf hin kreierte Cousins sein eigenes Programm zur Lachtherapie.

Der Erfolg sollte ihm Recht geben: Er starb im November 1990 und lebte damit länger als seine Ärzte ihm prophezeit hatten – 26 Jahre nach der Diagnose der chronischen Entzündung und 36 Jahre nach einer ersten Diagnose einer Herzerkrankung (die möglicherweise mit der späteren Diagnose in Zusammenhang gestanden hat).

Es begannen vermehrt Forschungen auf diesem Gebiet, die in den 1980er und 1990er Jahren ihren erste Höhepunkt fanden. Man fand zu diesem Zeitpunkt heraus, dass das Gehirn und das Immunsystem eine direkte Verbindung haben, und dass es Verbindungen gibt zwischen dem Nervensystem und den immunologisch wichtigen Organen, wie Thymus und Knochenmark. Diese Verbindungen erlauben einen kreuzweisen Austausch von „Informationen“ untereinander.

Damit hatten die Wissenschaftler entdecken können, dass die Immunzellen ebenfalls Rezeptoren für Neurotransmitter haben. Und damit wird verständlich, dass Vorgänge im Gehirn auf die Immunzellen übertragen werden können beziehungsweise einen Einfluss auf die Tätigkeit der Immunzellen haben.

Bis zu diesem Zeitpunkt hat es Erklärungen gegeben, warum Stress und Infektionsanfälligkeit Hand in Hand zu gehen scheinen, die nur über einen indirekten Mechanismus laufen – aber auch eine valide Erklärung sind: Dauerstress bewirkt die Ausschüttung von Stresshormonen, zu denen die Glucocorticoide gehören. Und Glucocorticoide haben eine potente immunsuppressive Wirkung, weshalb sie in der Medizin bei der Behandlung von Allergien und Autoimmunerkrankungen zum Einsatz kommen.

Ein so zusammengestauchtes Immunsystem kann nicht mehr adäquat auf eine Infektion reagieren. Daher ist die Beseitigung von Dauerstress eine besonders wichtige Voraussetzung für eine geringere Infektionsanfälligkeit.

Stress erhöht zudem die Konzentrationen von Antikörpern gegen häufig auftretende Viren, wie Epstein-Barr-Virus. Dadurch kann es zu einer Aktivierung eines ansonsten latent vorhandenen Virus kommen. Weiter wissen wir inzwischen, dass Dauerstress die Konzentrationen an C-reaktivem Protein erhöht, was den Entzündungsstatus verschlechtert beziehungsweise den Grad der Entzündungsprozesse erhöht.

Die Macht der positiven Gedanken und Einstellungen

Positive Gedanken und Gefühle haben somit einen beträchtlichen Einfluss auf die eigene Gesundheit. Dr. Steve Cole vom Cousins Center für Psychoneuroimmunologie, einem Institut, das von Cousins gegründet worden ist, hat eine Reihe von Studien durchgeführt, die die genetischen Effekte von verschiedenen mentalen Zuständen untersuchten: Social regulation of gene expression in human leukocytes.

In dieser Arbeit fanden er und seine Kollegen, dass lang anhaltendes Alleinsein die Gene einschaltet, die an der Auslösung von Entzündungsprozessen beteiligt sind. Auf der anderen Seite werden die Gene gedämpft, die für die Bekämpfung von viralen Infektionen zuständig sind. Beides zusammen genommen resultiert in einer „saftigen Immunschwäche“.

Eine Arbeit von 2012 (The heart’s content: the association between positive psychological well-being and cardiovascular health.) konnte zeigen, dass Glücklichsein, Optimismus, Zufriedenheit und andere positive psychologische Eigenschaften signifikant zu einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen.

Bei dieser „Kategorie“ von Menschen findet eine entgegengesetzte Aktivierung beziehungsweise Deaktivierung der entsprechenden Gene statt, so dass das Immunsystem zu einer besseren Funktion fähig ist. In einer von Prof. Coles „Glückseligkeitsstudien“ beantworteten die Teilnehmer Fragen zu der Häufigkeit bestimmter emotionaler Zustände.

Es handelt sich hier um im Wesentlichen zwei Typen von Glücklichsein: A. Hedonisches Vergnügen, ein sich glücklich Fühlen durch angenehme Erfahrungen; B. Eudaimonistisches Vergnügen (nach Aristoteles), bei dem das Glück durch Aktivitäten erzeugt wird, die auf Lebensfragen, Selbsterfahrung, Sinnfragen des Lebens abzielen.

Hier kommt es zu einem mehr als interessanten Unterschied. Beide Typen vermitteln Glücksempfinden. Aber sie resultieren nicht in der gleichen genetischen Antwort. Denn die Auswertung der Genaktivitäten zeigte, dass eudaimonistisch begründetes Vergnügen zu einer vorteilhaften Genkonstellation führte. Die hedonistische Variante dagegen zeigte mehr ein Profil, dass dem vorhin diskutierten Stressprofil gleicht.

Oder mit kurzen, nüchternen Worten: Selbsterfahrung etc. und die daraus resultierende Erkenntnis und Glücksgefühl sind gesund, Shoppen, turbulentes Nachtleben und Halli-galli Lifestyle und der Jagd nach immer mehr Glücksmomenten ist für den Organismus gleichbedeutend mit Stress.

Die Hypothese für diese Unterschiede, so Prof. Cole, sieht folgendermaßen aus: Die Jagd nach materiellen Werten macht das Glücksgefühl von Umständen abhängig, die sehr oft nicht beeinflussbar sind. Bekommt man nicht, was man will, dann steht der Betroffene in einer „glänzenden“ Stresssituation – er ist frustriert. Auf der anderen Seite ist die „Jagd“ nach dem Sinn des Lebens, der Selbsterkenntnis etc. kaum von externen Umständen abhängig.

Und der sich einstellende Erfolg und das daraus resultierende Glücksgefühl sind nicht flüchtig, bedürfen keiner Erneuerung und können einem nicht weggenommen werden.

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Während wir gesehen haben, dass Glück nicht gleich Glück sein muss und unterschiedliche psychoneuroimmunologische Effekte mit sich bringt, gibt es auch verschiedene Arten von Stress, die nicht alle unweigerlich zu unvorteilhaften Genaktivitäten führen müssen (Psychoneuroimmunology: laugh and be well).

Kurzer Stress, wie zum Beispiel den Stress, den man haben kann, wenn man eine Rede vor einem versammelten Saal halten soll, unterdrückt die Zellimmunität, also jenen Bereich des Immunsystems, der dem erworbenen Immunsystem angehört und bei der Infektionsbekämpfung beteiligt ist. Die humorale Seite des Immunsystems, die für die Produktion der Antikörper zuständig ist und die damit verbundenen Prozesse steuert, bleiben von diesem Stress unbeeinflusst. Daher könnte es sein, dass die Empfindlichkeit für Erkältungen oder Grippe erhöht ist.

Chronischer Stress dagegen unterdrückt beide Komponenten des Immunsystems. Daher wird der Betroffene nicht nur leichter empfänglich für Infektionen, sondern im Wesentlichen für alle Erkrankungen, bei denen das Immunsystem eine präventive Rolle spielt. Damit ist fast mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass chronischer Stress  auch die Entstehung von Krebserkrankungen begünstigt.

Die zuletzt erwähnte Quelle, Medical News Today, bringt eine Reihe von Beispielen, wo Studien bestimmte Zusammenhänge zwischen der Psychologie und Gesundheit beziehungsweise der Schädigung derselben aufzeigen konnten.

  • Plötzlicher Tod eines Familienangehörigen – Die Studienergebnisse sagen, dass während der ersten Woche nach dem Tod des Familienangehörigen die Mortalität auf über das Doppelte der sonst üblichen Todesraten hochschnellt.
  • Herz- und kardiovaskuläre Probleme, wie Schlaganfall und Herzinfarkte – Wutausbrüche sind potentiell gefährlich, da sie eine massive Freisetzung von Stresshormonen mit sich bringen und für Schäden an den Blutgefäßen sorgen.
    Es gibt dazu Erkenntnisse (Stay calm, or you may calcify your arteries, aus: USAtoday.com), die besagen, dass Menschen über 50, die zu Wutausbrüchen neigen, eine erhöhte Ablagerung von Kalzium in den Arterien aufweisen. Und dies ist mit einiger Wahrscheinlichkeit verbunden mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte.
    Eine Metaanalyse dazu (Outbursts of anger as a trigger of acute cardiovascular events: a systematic review and meta-analysis.) beobachtete eine signifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkte, Arrhythmien und Schlaganfälle nach Wutausbrüchen bei einem sich stetig erhöhenden Risiko, wenn die Anfälle sich häufen.
  • Gastrointestinale Probleme – Chronischer Stress ist verbunden mit einer Reihe von gastrointestinalen Problemen, wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Reizdarmsyndrom.
  • Krebserkrankungen – Die psychologische Einstellung, ob negative oder positive Grundhaltung zu Fragen des Lebens etc., hat einen entscheidenden Einfluss auf die Fähigkeit, sich von dieser und anderen Krankheiten zu erholen. Zudem ist die Qualität und Verfügbarkeit einer guten psychologischen Betreuung während der Krisenzeit ausschlaggebend für den Heilungsprozess, was seine Bedeutung noch einmal nachhaltig unterstreicht.
  • HIV – Erhöhter Stress und der Entzug von Unterstützung seitens der Familienangehörigen ist verbunden mit einem besonders raschen Verfall der Betroffenen.
  • Allergien – Hautveränderungen, wie Ekzeme oder Psoriasis, haben eine psychologische Grundlage. Das Gleiche gilt besonders für Asthma. Bei Stress verschlechtert sich bei allen die Erkrankung.
  • Wundheilung – Auch hier scheint die psychologische Ausgangslage Einfluss zu nehmen. Patienten mit einem erhöhten Grad an Angstgefühlen und/oder Stress bleiben in der Regel länger im Krankenhaus, haben vermehrt postoperative Komplikationen und werden nach der Entlassung aus dem Krankenhaus deutlich öfter wieder eingeliefert. Patienten mit schwer heilenden Wunden an den unteren Extremitäten, so eine Studie, waren in der Regel Patienten mit einem erhöhten Maß an Depressionen und Angstzuständen.
  • Entzündungsprozesse – Stressabbauende Strategien, wie Meditation, Yoga etc., bewirken eine Aktivierung der Gene, die für die Abwehr von Viren und die Reduzierung von entzündungsfördernden Prozessen verantwortlich sind.

Die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse

Diese „Achse“, kurz als HPA-Achse bezeichnet, ist ein System direkter Einflussnahme zwischen den drei genannten Drüsen. Sie wird in der Schulmedizin als Teil des „neuroendokrinen Systems“ bezeichnet. Sogar die Beschreibung in Wikipedia konstatiert, dass diese Achse „Reaktionen auf Stress kontrolliert und viele Prozesse im Körper reguliert, einschließlich Verdauung, Immunsystem, Stimmung und Emotionen, Sexualität, Energiespeicherung und -verwendung.“

Das ist insofern verwunderlich, da in der Vergangenheit niemand dem Gehirn eine Verbindung zum Immunsystem „zutraute“. Man hielt auch immunologische Einflüsse innerhalb des Gehirns bestenfalls für Ausnahmefälle, wie bei Allergien, die das Gehirn anschwellen lassen und ein absoluter Notfall sind. Ein sehr prominentes Opfer einer solchen Allergie (gegen Aspirin) und anschließendem Hirnödem war 1973 der Schauspieler Bruce Lee.

Nach einigen Jahre der Forschung auf dem Gebiet der Psychoneuroimmunologie weiß man, dass die HPA-Achse eine federführende Rolle bei einer durch Stress induzierten Interaktion zwischen Gehirn und Immunsystem spielt. Alle drei Drüsen sezernieren Hormone, die für biologische Abläufe, wie Verdauung, Immunfunktion, Sexualität und Empfinden, wichtig sind.

Eine besondere Rolle scheint hier das Corticotropin-releasing Hormon (CRH) aus der HPA-Achse zu spielen. Es entsteht im Hypothalamus als Antwort auf Stress, Krankheit, körperlicher Belastung, erhöhte Kortisonwerte im Blut und während des Schlaf-Wach-Zyklus. Die höchste Produktion an CRH erfolgt kurz nach dem Aufwachen. Im Verlauf des Tages nehmen Produktion und Aktivität des Hormons langsam ab.

Bei Dauerstress jedoch bleiben die Kortisonspiegel über lange Zeiträume unphysiologisch hoch (siehe weiter oben). Stress, gleich ob akuter oder langfristig anhaltender, bedeutet für den Organismus die Annahme von direkter Gefahr für dessen Integrität. Durch die Freisetzung von Kortison werden gleich eine Reihe von metabolischen Veränderungen bewirkt, um sicherzustellen, dass genug Energie und Energiereserven für die Fight-or-flight-Reaktionen zur Verfügung stehen.

Dazu gehören „Sparmaßnahmen“, die Prozesse abschalten oder zumindest auf Sparflamme herunterfahren, die zur Stressantwort nicht unbedingt nötig sind. Und dazu zählen auch die Vorgänge im Immunsystem. Erfreut sich der Organismus aber eines permanenten Stresses, dann werden auch diese Sparmaßnahmen zur Dauereinrichtung. Für das Immunsystem bedeutet dies, dass es auf Dauer nur noch unbedeutende Funktionen für den Organismus hat und seine eigentlichen Aufgaben nicht mehr erfüllen kann.

In der Schulmedizin nennt man so etwas „Immuninsuffizienz“, benutzt diesen Begriff aber im Zusammenhang mit einer Erkrankung, AIDS. Letztendlich kann jeder aus dieser Sicht gesehen an „AIDS“ leiden, vorausgesetzt sein Immunsystem ist durch Dauerstress nachhaltig ausgebremst.

Als Gegenspieler dieses Systems gibt es ein Hormon, das Oxytocingenannt wird. Dieses Hormon vermittelt soziale Nähe zwischen Mutter und Kind, Mann und Frau, unter Freunden und Verwandten etc. Und es unterdrückt die HPA-Achse, was zu einer „Befreiung“ des Immunsystems führt. Darum sind soziale Kontakte, wie weiter oben beschrieben, so wichtig für eine solide Gesundheit beziehungsweise fehlende Kontakte so schädigend.

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Die Sache mit dem Stressabbau

Wie schon häufig betont, ist der Abbau von Stress, besonders von Dauerstress, das zentrale Dauerthema. Meditation, Yoga, Tai-chi, autogenes Training u.v.a.m. gelten als probate Mittel zur Stressreduktion. Auch zu diesem Themenkomplex gibt es bereits Studien: Meditation Eases Pain, Anxiety and Fatigue During Breast Cancer Biopsy.

Wie die Überschrift schon verrät, wurde hier Meditation als ein Mittel eingesetzt, um Schmerzen, Unruhezustände und Fatigue bei Brustkrebspatienten im Rahmen einer Biopsie zu „behandeln“. Insgesamt nahmen 121 Frauen an der Untersuchung teil. Diese Frauen wurden in drei Gruppen per Zufall eingeteilt. Gruppe A meditierte, Gruppe B hörte Musik nach Wahl (Klassisch, Jazz, natürliche Geräusche etc.) und Gruppe C erhielt die übliche Versorgung, die emotionale Unterstützung und normale Unterhaltungen umfasste.

Resultat: Gruppe A und B zeigten eine signifikant größere Reduktion bei Angstgefühl und Fatigue nach der Biopsie als Gruppe C.

Diese beklagten sogar eine Verschärfung von Fatigue nach der Biopsie. Die Meditationsgruppe zeigte zudem einen signifikant geringeren Grad an Schmerzen während der Biopsie im Vergleich zur Musikgruppe.

Wir wissen bereits, dass Meditation einen gezielten Effekt auf genetische Aktivitäten hat, Entzündungsprozesse dämpft und durch Stress induzierte Erkrankungen mildert, wie Bluthochdruckchronische SchmerzenKopfschmerzenSchlafstörungen, gastrointestinale Störungen, HautveränderungenDepressionenAtemwegsprobleme etc.

Fazit

Alle diese Befunde zeigen mehr als deutlich, dass die Gesundheit des Körpers keinesfalls von der geistigen Gesundheit zu trennen ist. Und umgekehrt. Beides sind die beiden Seiten der Medaille. Oder anders gesagt: Das Eine kann ohne das Andere nicht existieren. Beide bedingen sich, wie Tag und Nacht zusammen einen Tag ergeben.

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Dieser Beitrag wurde am 18.4.2019 erstellt.