Aberglaube in der Medizin

Es ist für mich nichts Neues, dass bestimmte Verfahren der Naturheilkunde und der Alternativmedizin (zum Teil sehr wortgewandt) „niedergemacht“ werden.

Nun. Natürlich gibt es eine gewisse Erklärungsnot und nicht alles ist hundertpronzentig geklärt;

Die Kritiker reiten einseitig darauf herum, dass Studien zur Homöopathie widersprüchlich seien und die Therapie damit nicht belegt sei.

Dabei wird häufig von einem „Denkmodell“ ausgegangen,  dass die „etablierte“ Medizin selbstverständlich der „Standard“ sei – frei nach dem Motto: machen wir schon immer so, also ist es richtig.

Diesen Ansatz kann man verfolgen, aber ist er auch „stimmig“?

Die Kritiker der Homöopathie suchen nach Fehlern in Studien und Wirksamkeitsnachweise. Hierbei wird immer auf die „Wissenschaftlichkeit“ gepocht.

Wie sieht es aber mit dieser Wissenschaftlichkeit aus?

Was für eine Wissenschaft ist die Medizin eigentlich?

Seit etwa 60-80 Jahren sehen sich die meisten Medizinier „selbstverständlich“ als Vernunftwissenschaft und / oder als Naturwissenschaft.

Ist die Medizin eine Naturwissenschaft?

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Dazu einmal eine Definition:

Erfahrungswissenschaften sind Wissenschaften, die ihre Erkenntnisse aus Erfahrungen gewinnen. Ihnen gegenübergestellt werden die Vernunftwissenschaften. Die Wissenschaften, die sich mit äußeren Erfahrungen bzw. mit den Gegenständen oder Erscheinungen der Realität beschäftigen, sind die Naturwissenschaften und die Gesellschaftswissenschaft. Auch wenn Erfahrungswissenschaften ihre Erkenntnisse aus Erfahrungen gewinnen, so sind apriorische Voraussetzungen und Annahmen bewußt oder unbewußt beteiligt. (aus: Peter Möllers: Philoex.de)

Die Medizin ist KEINE Naturwissenschaft und keine Vernunftwissenschaft – obwohl sie es gerne wäre.

Eine Begründung dafür ist u.a. die transzendentale Analytik, wie sie u.a. Kant lieferte: http://www.philolex.de/kant.htm#tan

Die Medizin ist deshalb eine Erfahrungswissenschaft.

Und jeder der mit einem „absoluten“ Dogma in der Medizin daherkommt, dass es anders sei, unterstreicht genau das.

Nun, da alle aber immer davon ausgehen, dass in der Homöopathie nichts belegt sei – gehen die meisten immer davon aus, dass das, was bei uns am meisten als Medizin (Schulmedizin) praktiziert wird, selbstverständlich „belegt“ sei.

Die Disskussion nach der sog. Wissenschaftlichkeit der Homöopathie dreht sich so immer im Kreis.

Dies könnte vermutlich etwas damit zu tun haben, weil:

a) keiner bereit ist, von seiner Meinung „abzuweichen“ (ein Kriterium, dass jedem wissenschaftlichen Denken widerspricht)

b) einige Gegner der Homöopathie sehr gut in der Lage sind, Dinge so überzeugend darzustellen, dass dies sehr überzeugend wirkt.

Wenn ich das System der Homöopathie in Frage stellen möchte, weil diese ja nicht „wissenschaftlich“ belegt sei, MÜSSEN wir im Gegenzug auch die Frage stellen dürfen, was denn in der Schulmedizin „wissenschaftlich“ belegt ist.

Und da wird es sehr sehr sehr „dünn“.

Ich greife einmal verschiedene Punkte aus Diskussionionen auf, die im Internet geführt werden:

„In Texas wurde Leuten, die unter starken Knieschmerzen litten und sich am Kiniegelenk operieren lassen wollten, eine Operation nur vorgetäuscht. Das hat man (wenn ich mich richtig erinnere) so gemacht, dass man sogar die Operationswunden simuliert hat. Interessanterweise gab es bei diesen Versuchen MEHRERE Fälle von Schmerzfreiheit – verursacht durch die starke Erwartung und andere psychische Effekte. „

Es gab nicht „mehrere“ Fälle von Schmerzfreiheit, sondern nahezu gleichviele; und das auch noch zwei Jahre nach der OP! (vgl: Quelle: Modeley, Bruce: A controlled trial of arthroscopic surgery for osteoarthritis of the knee; in: New England Journal of Medicine 347, 2002, S. 81-88)

Die KnieOp ein sehr teures Placebo-Spektakel?

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Könnte Chirurgie der größte Placebo-Effekt in der Medizin sein?

Eine ähnliche Studie gibt es auch zu wirklichen Bypass-Operierten und „Scheinoperierten“.

Und wo sind bitte die ganzen Studien zu den OP-Verfahren? Doch nicht etwa mit nach dem Motto: wer heilt hat Recht?

Derzeit sind für weniger als 15% aller Fragen in der Chirurgie randomisierte kontrollierte Studien verfügbar. (vg. Seiler: im Ärzteblatt Nr. 6/2004)

Wenden wir uns wieder dem Menschen zu, von dem wir NICHT alle Parameter kennen, um die Gleichung von Gesundheit und Krankheit zu lösen; wenn ich die Diskussion hier verfolge, drängt sich mir aber der Verdacht sehr stark auf, dass diese Gleichung als gelöst gälte…

(Ach ja, bevor ich es vergesse: Homöopathen Geschäftemacherei etc. vorzuwerfen, ist (auch) angesichts der Skandale in Krankenhäusern und der Pharmaindustrie absolut unter der Gürtellinie. Schwarze Schafe gibt es überall.)

Fragen wir doch mal weiter:

Was ist den mit Hörsturz & Co.??

Jeden Tag bekommen hunderte Menschen Infusionen (Dextranlösung, Glucocorticoide etc.) Auch dazu gibt es Studien mit Placebos: keine einzige Substanz konnte als wirksam belegt werden. (Doktorarbeit v. Mona Fiege, Uni Witten/Herdecke.)

In der Medizin (auch in der Alternativmedizin), war kaum ein Therapeut darum verlegen, seine Methode scheinbar plausibel darzulegen. Ich erinnere auch gerne mal an Kneipp, der Zeit seines Lebens als Quacksalber verfolgt wurde.

Natürlich: wenn die Heilkunde voranschreiten soll, lassen sich Irrungen nicht vermeiden – vor allem in der Medizin.

Zu der Aussage:

„Homöopathie und ähnlichen magischen Unfug erlebt man hauptsächlich in Ländern, die einen insgesamt guten Gesundheitsstatus haben.“

fällt mir ein:

Der sog. Fortschritt in den letzten hundert Jahren ist aber bzgl. der Gesundheit (?) nicht wirklich der Medizin zuzuschreiben:

Das verschwinden der großen Krankheiten früherer Zeiten wie: Pest, Cholera, Typhus, Botulismus, Ruhr, Poken, Tuberkulose ist im wesentlichen KEINE Leistung der Medizin gewesen (die das gerne für sich in Anspruch nimmt), sondern der Hygieniker, der Agrarchemie, des Maschinenbaus und der Gewerkschaften. Die Agrarchemie hat die Intensivierung der Landwirtschaft ermöglicht, sodass sich Deutschland heute selbst versorgen kann – was bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts eine Utopie war.

Der Maschinenbau hat dazu beigetragen, dass uns Maschinen die zum Teil enormen körperlichen Belastungen abgenommen haben, gleichzeitig hat sich die Arbeiterschaft organisiert um sich gegen „Ausbeutung“ der Arbeiter zu wehren und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Und nicht zuletzt die Hygiene: Trinkwasserverordnung und Überwachung, Lebensmittelkontrolle, Abwasserbeseitigung und Müllabfuhr….

Ich könnte die Liste beliebig weiterführen. Jedenfalls zählt es zu den Mythen, dass die Menschen „nur“ dank des medizinischen Fortschritts immer älter würden. Alte Menschen jenseits der 90 Jahre gab es schon immer. Todesfälle durch Infektionskrankheiten, Lebensmittelvergiftungen, Säuglingssterblichkeit und vor allem durch härteste Arbeitsbedingungen, senkten früher die durchschnittliche Lebenserwartung enorm; (einen Quellenbeleg durch entsprechende Sterbetafeln erspare ich mir).

Nachdem die Chirurgie „dran“ war, wie steht es denn mit den bekannten Fällen wie Contergan?

Oh… nicht passend?

Hm.

Wie wäre es mit: VioXX?

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Neuerdings wurde in den USA im Prozess zugegeben, dass „Ghostwriter“ die Studien vorlegten, die dann von den entsprechenden  Koryphäen unterzeichnet wurden.

Bei allen Studien die in der Medizin veröffentlicht werden: 50%-70% werden gar nicht veröffentlicht, meistens werden negative oder nachteilige Daten sogar „unterschlagen“. (vgl. Hensley, Scott; Abboud, Leila in Wall Street Journal v. 4. Juni 2004) — Anmerkung: der Artikel ist nach meiner Meinung sehr gut recherchiert!

Darf ich in diesem Bereich an verschiedene Psychopharmaka erinnern?

Wie wäre es mit Paroxetin (Paxil), das angeblich auch für depressive Kinder hilfreich sei – und wie sich später herausstellte das Risiko für Selbstmord erhöhte?

Was ist denn mit Alzheimer?

Die neuen Medikamente müssen jetzt „durchgedrückt“ werden, obwohl es ernsthafte Zweifel an der Plaquetheorie gibt: vgl. www.mc.uky.edu/nunnet/ und:
http://www.newscientist.com/article/mg13818784.200-alzheimers-disease-arthritis-of-the-brain–billions-ofdollars-have-been-poured-into-the-search-for-a-cure-for-alzheimers-disease-but-part-of-the-answer-may-be-staring-researchers-in-the-face-.html

Ich könnte hier beliebig weiter machen: Statine gegen Cholesterin, Therapie des Bluthochdrucks mit Beta-Blockern, obwohl der neue Goldstandard „einfach“ „nur“ Diuretika wären usw. usw.

Die Polypragmasie, das Verschreiben ohne Konzept und Priorität, ist in vielen Praxen an der Tagesordnung. Dies ist für die Patienten teuer und schädlich (vgl. http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=245846).

Kommen wir aber einmal zur wirklichen Achillesferse unserer westlichen Medizin: Krebs.

Die Zahlen des Krebsregisters sind genauso katastrophal wie vor 25 Jahren.

Ausgenommen: Lymphkrebs, Hodgin, Leukämie (die ja eigentlich kein „wirklicher“ Krebs sind) und Hodenkrebs.

Bei allen anderen Krebsarten ist die 5 und 10-Jahres Überlebensrate so schlecht wie anno 1978.

Ich muss das erwähnen, weil in der Diskussion Aussagen fallen wie:

„Es geht hier auch um GRUNDSÄTZLICHES und nicht um ein paar verschrobene Spinner. Soll unser Gemeinwesen (Krankenkassen) Aberglauben finanzieren?“

„Dass Pharmaunternehmen auch teilweise mit Schrott Geld verdienen, bedeutet nicht, dass die Homöopathie wirken kann. Diese Art von Begründung entbehrt jeder Logik. Es ist ebenfalls eine beliebte Methode, mit dem Versagen das völlig Sinnlose andere begründen zu wollen. Das sind aber keine Argumente sondern reine Irreführung.“

„Zu “Guter” letzt ist die Homöpathie eine Ideologie, die sich darauf stützt, dass die Menschen, die sie vertreten, nichts wissen – und andere Menschen, die auf sie vertrauen, vorsätzlich manipulieren.“

„Es gibt zu jedem dieser Themen (Homöopathie, Anm. R. Gräber) ausreichend Studien und Nachweise der Unwirksamkeit. Man muss sie nur zur Kenntnis nehmen! Was mich aber mehr schockiert, als dass ungebildete und naive Menschen auf so etwas hereinfallen, ist, dass AERZTE und APOTHEKER mit H. Geld verdienen.“

Also führe ich „unwissender Naivling“ einmal weiter aus zum Thema Krebs.

Da stelle ich mir doch die Frage: soll Krebs mit Chemo behandelt werden?

Ja?

Ulrich Abel von der Uni Heidelberg sieht das ganz anders: Bei den meisten Organkrebsen existieren keinerlei Belege dafür, dass die Chemotherapie die Lebenserwartung verlängert oder die Lebensqualität verbessert. (vgl. Abel, Ulrich: Chemotherapie fortgeschrittener Karzinome)

Ach ja, Herr Abel ist im Deutschen Krebsforschungszentrum: dkfz.de/tzhdma/tzbiost.htm (also kein „Alternativer Spinner“);

Herr Abel bezieht seine Studien vor allem auf die epithelialen Krebsformen. Guartige epitheliale Neubildungen werden Papillome (Plattenepithel, Übergangsepithel bzw. Urothel) oder Adenome (Zylinderepithel) genannt. Maligne (bösartige) epitheliale Tumoren sind Karzinome (Plattenepithelkarzinom, Urothelkarzinom, Adenokarzinom usw.). Es wurden also Krebsarten betrachtet, bei denen vor allem Chemotherapeutika angewendet werden. Epithelialer Krebs ist „landläufig“ also das, was man als „Krebs“ bezeichnet.

Warum machen „wir“ keine Fortschritte in der Therapie des Krebses, obwohl Milliarden in die Forschung gepumpt werden – und das seit Jahrzehnten?

Vielleicht liegt es daran, dass die falschen Theorien verfolgt werden? (verfolgt werden müssen?)

Sehen Sie sich doch mal bitte zu diesem Thema dieses Video an:
http://www.secret.tv/artikel4940811/Der_KrebsBankrott

Sollte es nicht letztlich um den Menschen gehen?

Sollte es nicht darum gehen, den Patienten erst einmal nicht noch mehr Leid zuzufügen, als diese sowieso schon haben?

Interessant ist u.a. auch: weiter oben hatte ich ja erwähnt, dass dies nicht für Hodenkrebs und Leukämien gilt. Die gegen diese Krebsarten eingesetzten Mittel stammen übrigens aus dem Urwald, nämlich aus dem tropischen Immergrün (Catharantus roseus), welches in den Chemotherapeutika Vinblastin und Vincristin steckt.

Ich habe diese Grundsatzdiskusion angebracht, weil hier so diskutiert wird, als sei die Homöopathie die letzte „Quacksalberei“.

Dem Gegenüber stehen die Erfahrungen hunderter homöopathisch handelnder Therapeuten gegenüber – deren Handeln nicht apriori negiert werden sollte.

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René Gräber

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2 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Avatar

    Meine Schwester war kerngesund, als sie zu einer Routineuntersuchung ging, wobei Darmkrebs festgestellt wurde. Jetzt – zwei Jahre später – ist sie tot. Nach „hervorragender“ Chemo- und Strahlentherapie. Begleitende Homöopathie wurde von den behandelnden Ärzten abgelehnt.

  2. Avatar
    Michael Schramm

    2. Mai 2021 um 10:39

    Nur weil auch ein der „Schulmedizin“ Methoden angewandt werden, die einer Evidenz nicht standhalten, heißt das noch lange nicht, dass der Einsatz von Homöopathie sinnvoll ist. Die eine Quacksalberei legitimiert noch lange nicht die andere.

    Ich denke, Ärzte und Therapeuten sollten sich mehr damit beschäftigen, wie sie den Placebo-Effekt, der wohl bei jeder Heilung eine Rolle spielt, gezielt verstärken und die Patienten lehren, wie sie selbst zu ihrer Heilung beitragen können.
    Dazu wäre es nötig, sich zu überlegen, welche Faktoren eine psychogene Heilungseffekte positiv beeinflussen:
    Empathie, die ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient fördert, Zuversicht und Vertrauen in die Selbstregulation, ohne etwas schön zu reden, eine Entmystifizierung der Erkrankung und deren ursache (z.B. in dem am ganz sachlich ohne Angst erklärt, was organisch passiert, Schuldgefühle abbauen), den Patienten bei einer Sinnfindung unterstützen (Kohärenzgefühl), usw.

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